Tagebuch aus der Karibik (6):Einmal ums Paradies

Lesezeit: 2 min

Als Gruppe abgefahren und als Familie wiedergekommen: Während einer Inselrundfahrt auf Tobago erlebt man Außergewöhnliches.

Jutta Reinke

Tobago ohne Inseltour ist wie... Na, Sie wissen schon. Und so versammeln sich zahlreiche Ausflügler am Abfahrtspunkt.

"Möge der Allmächtige mit uns sein, wenn wir als Gruppe abfahren und als Familie wieder kommen", begrüßt uns Tourguide Mr. Chance. Mit vier Kleinbussen à 50 Personen starten wir im Konvoi den Tagestrip.

Mein Sohn David und ich sitzen auf den billigen Plätzen, auch wenn sie genauso viel gekostet haben wie die besseren.

Der Spaß beginnt

Auf den ausklappbaren Notplätzchen zwischen 50 Tobis hockend, betrachtet man uns etwas skeptisch. Doch als Mr. Chance warnt, er sei kein Freund großer Worte und ich sage "Give it a Chance!", ist das dünne Eis gebrochen und der Spaß beginnt!

31 Mal haben die Kolonialherren sich auf Tobago die Klinke in die Hand gegeben. Briten, Niederländer, Franzosen, Spanier, Amerikaner, alle waren sie hier. Sie haben während des 17. und 18. Jahrhunderts historische Zeichen gesetzt.

Dörfer heißen Parlatuvier, Les Couteaux, die Hauptstadt Scarborough. Entlang der karibischen Küste (Westseite) erinnern Buchten wie Bloody Bay, Man of War Bay oder Dead Bay an blutrünstige Begegnungen.

Friedliche Plätze

Dabei sind diese Plätze heute die friedlichsten der Insel. An gut erhaltenen Fort-Anlagen (Fort Bennett, Fort Granby) wird das obligatorische Erinnerungsfoto: "Die Kanone und ich" geschossen.

Von der kurvigen Küstenstraße hat man einen traumhaften Ausblick auf Castara, ein idyllisches Fischerdorf. Immer mehr Touristen steigen hier in schönen Guesthouses entlang der Küste ab.

Auf uns wartet hier das Mittagessen. Nun, vielmehr warten wir hier auf das Mittagessen. Eine Stunden und dreißig Minuten lang, bei 36 Grad Celsius im Schatten, den es hier aber nicht gibt.

Quengeln? Fehlanzeige! Essen ist heilig auf Tobago. Und wenn man drauf warten muss, dann tut man es halt. Und dann wird die Styroporschale mit Local Food serviert: Hühnchen, Callaloo (eine Art Spinat), Dumpling (Teigware) und Kochbananen. Zum Dessert gibt es köstliches Kokosnuss-Gebäck aus dem Dirt Oven (Lehmofen). "Belly full", Magen voll - weiter geht es.

Mystische Kräfte

Ein gigantischer Baum, der Silk Cotton Tree, baut sich neben der Straße auf. Ein Kapokbaum, dem man mystische Kräfte zuschreibt. Celine, meine Nebenfrau, schmunzelt: "Bei Nacht sollen sich die riesigen Wurzeln um Passanten winden. Die Frauen erzählen die Geschichte gerne, das treibt die Männer vor Einbruch der Dunkelheit nach Hause."

Von der Bloody Bay an führt die Verbindungsstraße entlang des 5600 Hektar großen Regenwaldes nach Roxborough zur Atlantikseite. Das Tobago Forest Reserve ist seit 1765 Naturschutzgebiet - das weltweit älteste.

Der Dschungel bedeckt die Gebirgskette Main Ridge, die sich über zwei Drittel der Insel erstreckt. Frische, kristallklare Luft dringt durch die Fenster. Pflanzen und Vögel, die wir nur aus dem Zoo oder botanischen Garten kennen, entlang des Weges. Ein schriller Schrei aus den vorderen Reihen: Der Busfahrer umfährt eine große Schlange beim Seitenwechsel.

Voll mit Eindrücken und Erlebnissen geht es am frühen Abend zurück in die Hauptstadt Scarborough. Wir sind müde und glücklich. Wir, die Mitglieder der kleinen, großen Familie!

Hier gibt es Infos zu Tobago: Trinidad & Tobago Tourist Office Bahnhofplatz 4, 55116 Mainz Tel: 06131-73337 Fax: 06131-73307 info@visittnt.de www.visitTNT.de

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