Tagebuch aus der Karibik (2):Die Ruhe vor und nach dem Sturm

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Tobago liegt außerhalb des Hurricane-Gürtels, sagen die Reiseführer. Nicht ganz: denn Hurricane Emily brach mit unglaublicher Gewalt über die Insel herein.

Von Jutta Reinke

Alles begann, wie sollte es anders sein, mit der Ruhe vor dem Sturm. Zwei Tage vorher warnt Wendy, eine Amerikanerin, die schon lange auf Tobago lebt vor dem stürmischen Ereignis.

Die Ruhe auf Tobago nach dem Sturm. (Foto: Foto: Reinke)

Die Leute im Dorf beruhigen die Ausländer milde lächelnd: "Ach was, da ist kein Sturm und da kommt auch keiner." - und setzen den karibisch lässigen Alltag fort.

Bis zu den Radionachrichten am Mittwochmorgen: Hurricane Emily wird ab 15 Uhr Tobago streifen. Um zwölf Uhr sollen, laut Premierminister Manning, alle ihre Arbeitsplätze verlassen. Der Ausnahmezustand wird ausgerufen.

Noch schnell zum Supermarkt! Dunkelgraue Wolkenberge türmen sich am Horizont und entladen sich im nächsten Moment in einem heftigen Tropenguss. Der Supermarkt platzt aus allen Nähten. Die Menschen scheinen sich auf einen mindestens dreiwöchigen Notstand mit Ausgangssperre vorzubereiten.

Faszination und Unbehagen

Die Tiefkühlschränke werden von Männern in wattierten Mänteln (ja, das Bestücken eines Kühlschranks gilt hier als ernst zu nehmendes Berufsrisiko!) geleert. Die Ware wird in einem zentralen Kühlhaus mit Notaggregat gelagert.

Eine Mischung aus Faszination und Unbehagen herrscht. Es ist 14 Uhr. Das Meer ist noch ruhig. Wir sitzen uns auf unsere Terrasse über dem Meer. Doch allmählich zieht ein Wind auf. Die Palmenblätter wiegen sich zuerst leise, dann immer stärker, geben nie gehörte Geräusche von sich.

Um 16 Uhr hat sich der Wind zu einem starken Sturm gemausert: Wir flüchten ins Haus und schließen alle Türen und Fenster. Der Sturm pfeift lauthals um das Haus.

In der Nacht rappelt und scheppert das Wellblechdach immer wüster. Wenn das Dach wegfliegt? Wann wäre der richtige Zeitpunkt, das Haus zu verlassen? Und wohin gehen wir dann? Sind die herumfliegenden Gegenstände nicht ein viel größeres Risiko?

Folgen des Sturmes

Doch nichts Schlimmes passiert: Gegen acht Uhr am Donnerstagmorgen ist Emily auf und davon.

Auf der Ostseite der Insel hat der Hurricane jedoch schlimmere Spuren hinterlassen. Dächer wurden abgedeckt, 600 Menschen evakuiert. Zum Glück gab es nur Leichtverletzte.

Gegen Mittag säubern und reparieren alle auf der Insel die Folgen des Sturmes. Die Sonne steht wieder am Himmel, dort wo sie hin gehört. Das Meer beruhigt sich.

"Die Ruhe nach dem Sturm", meint Mr. Cruickshank, ein Freund, am Abend - die karibische Version des deutschen Sprichwortes.

Hier gibt es Infos zu Tobago: Trinidad & Tobago Tourist Office Bahnhofplatz 4, 55116 Mainz Tel: 06131-73337 Fax: 06131-73307 info@visittnt.de www.visitTNT.de

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