Station 2: Trans-Sumatra-Highway:Eine Landstraße schlängelt sich durch Sumatras Berge

Juliane Gunardono

Unsere Frage nach einem Fahrplan ruft auf dem Busbahnhof Unverständnis hervor. Was wir denn hier machen, wenn wir erst am nächsten Tag abfahren wollen? Mit Händen und Füßen müssen wir uns wehren, um nicht an Ort und Stelle und ohne unser Gepäck in einen Bus verfrachtet zu werden. Lektion eins: Der Bus fährt, wenn er voll ist.

Indonesischer Fahrgast (Foto: Foto: Gunardono)

Lektion zwei: Der Bus ist erst sehr viel später voll, als man denkt. Erst, wenn jede Ritze mit Hühnern, Gemüse, Menschen und Ersatzreifen voll gestopft ist, kann die zwölfstündige Fahrt auf dem Trans-Sumatra-Highway beginnen. Der "Highway" quer durch Sumatras Berge ist etwa so groß wie eine kleinere deutsche Landstraße und führt durch unzählige Serpentinen und Schlaglöcher über die Vulkankette Sumatras.

Minuten nach der Abfahrt vom Toba-See nach Bukittinggi gleicht die Stimmung einer Party. Stark riechende Nelkenzigaretten und gesalzene Enteneier werden ausgetauscht. Männer probieren die Kopfbedeckungen ihrer Sitznachbarn aus oder massieren ihnen den Nacken, wenn sie sich übergeben. Hauptattraktion: die Weißen. Informationen über uns wandern unter Gelächter vom Bug des Busses bis zum Heck und sind auf dem Rückweg mit neuen Fragen angereichert: "Hast du was dagegen, wenn ich deine Freundin heirate?"

Lektion drei: Traue niemals Zeitangaben. Dreimal muss der Bus zum Reifenwechseln anhalten, zweimal zum Essen, alle 10 Minuten werden neue Fahrgäste geladen. Es dauert 18 Stunden. Leider ist es nur 12 Stunden hell. Denn die Berge Sumatras sind eine der schönsten Landschaften, die man sich vorstellen kann: glitzernde hellgrüne Reisfelder, spitzgiebelige Häuser, Kirchen und Moscheen, gewundene Flüsse und Urwald.

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