Souvenir:Edelholz-Vogel aus dem Musterdorf

Aus Mahagoni- und Ebenholzresten drechselt ein Schreiner in einem sozialistischen Ökodorf auf Kuba filigrane Kolibris. Zum Transport kann man sie einfach auseinanderbauen.

Von Ingrid Brunner

Wer die Kooperative Las Terrazas besucht, eine Art sozialistisches Ökodorf in der kubanischen Provinz Artemisa, findet dort von den Einwohnern selbstgemanagte Geschäfte, Cafés, ein Hotel - und ein winziges Atelier. Dort stellt der Künstler Ariel Gato aus Eierschachteln und Zeitungspapier handgeschöpftes Recyclingpapier her und druckt darauf Linolschnitte. Von der Decke baumelt ein Schwarm Kolibris.

Um zu erklären, was es mit den Winzlingen, die in ein Briefkuvert passen würden, auf sich hat, angelt er sich einen von ihnen von der Decke - und zerlegt ihn vor den Besuchern. Alle Teile seien per Hand ausgesägt oder gedrechselt, erklärt Gato. "Der Schnabel ist aus Ebenholz, Körper und Schwanzfeder sind aus Mahagoni und die Flügel aus Teak." Als Material verwendet er Reste aus der Schreinerwerkstatt. Alle Hölzer wachsen in den Wäldern rund um Las Terrazas. Der Ort liegt inmitten eines Biosphärenreservats, gegründet wurde es von Fidel Castro. Dieser hielt die Region für besonders schützenswert. Gato hält dem Besucher den zerlegten Vogel entgegen und erklärt stolz, das fragile Holzpuzzle sei ein ideales Kofferteil, in Einzelteilen überstehe es den Rückflug nach Deutschland ohne Schäden. Einer für vier, drei für zehn Euro. Wenn das kein Verkaufsargument ist. Noch dazu gibt es ihn in verschiedenen Holzkombinationen. Nur der Schnabel, der ist immer aus Ebenholz. Sieht einfach am besten aus.

Da sage noch einer, Souvenirs, egal wo man sie kauft auf der großen weiten Welt, kommen eh alle aus China! Nicht so in Las Terrazas. Dort gilt noch: handgemacht in Kuba, aus nachwachsenden Rohstoffen.

© SZ vom 16.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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