Sicherheit bei Airlines:"Ich würde jederzeit mit Qantas fliegen"

Lesezeit: 2 min

Trotz zweier Notlandungen innerhalb von drei Tagen hat Luftsicherheitsexperte Jan-Arwed Richter Vertrauen zur australischen Airline - und erklärt warum.

Daniela Dau

Alljährlich erstellt das Unfalluntersuchungsbüro JACDEC (Jet Airliner Crash Data Evaluation Center) eine Statistik zur Sicherheit im weltweiten Flugverkehr. Der Index berechnet sich unter anderem aus der Zahl der Todesfälle pro Flugleistung. In den vergangenen 35 Jahren hat die australische Airline Qantas in Punkto Sicherheit immer einen der vorderen Plätze der Rangliste belegt.

Luftsicherheitsexperte Jan-Arwed Richter (Foto: Foto: JACDEC)

sueddeutsche.de sprach mit Jan-Arwed Richter, Autor mehrerer Bücher zur Luftsicherheit, der in Zusammenarbeit mit seinem Partner Christian Wolf die Datenbasis für den JACDEC-Bericht erstellt.

sueddeutsche.de: Zwei Notlandungen innerhalb von drei Tagen - gehört die Qantas nun nicht mehr zu den sichersten Airlines weltweit?

Jan-Arwed Richter: Statistisch gesehen ist die Qantas immer noch eine sehr sichere Airline. Sie macht eine sehr gute Wartung und verfügt über sehr gut ausgebildetes Personal.

Ein Blick in die Statistik zeigt aber, dass sich die Vorfälle bei Qantas häufen, aber Gott sei Dank bisher alle glimpflich ausgegangen sind. In unsere Auswertung fließen Vorfälle ein, bei denen das Flugzeug irreparabel beschädigt wurde, oder es zu unfallbedingten Todesfällen kam.

Auch die Qantas ist gewissen Einflüssen ausgesetzt, die irgendwann auf Kosten der Sicherheit gehen. Damit meine ich Aspekte, für die die Fluggesellschaft selbst oft gar nichts kann - wie zum Beispiel schlechtes Wetter oder Beschädigungen bei der Abfertigung am Boden.

sueddeutsche.de: Bei der aktuellen ersten Notlandung soll eine explodierende Sauerstoffflasche eine Rolle gespielt haben. Bei der zweiten steht noch nicht fest, ob eine defekte Tür oder eine nicht geschlossene Fahrwerksklappe die Ursache war. Ist die Qantas-Flotte gut in Schuss?

Richter: Natürlich wird auch die Qantas-Flotte älter, die übrigens bis vor kurzem ausschließlich aus Boeing-Maschinen bestanden hat. Der in Manila gelandete Jumbo-Jet soll vor vier bis fünf Jahren wegen spezieller Korosionsprobleme länger als üblich in der Wartung gewesen sein. Diese Probleme sollen aber mittlerweile behoben sein. Aufgrund der letzten beiden Vorfälle Rückschlüsse auf die Flugtüchtigkeit der Flotte zu ziehen, halte ich für unangebracht.

sueddeutsche.de: Kritiker sagen, die Qantas landet bei Sicherheits-Rankings nur deswegen so weit vorne, weil sie hauptsächlich große Maschinen einsetzt und Langstrecken bedient.

Richter: In der Tat passieren die meisten Unfälle bei Start und Landung - und häufiger auf Kurz- und Mittelstrecken als auf Langstreckenflügen. Qantas hat bis vor kurzem vor allem Langstrecken bedient, sich aber über Subunternehmer und den Aufkauf einer Inlandsairline in Australien auch ein Kurzstreckennetz erschlossen.

Anfang 2008 hat es da einen Landeunfall der Jetlink auf dem Flughafen von Darwin gegeben, der kaum in der Presse beachtet worden ist.

sueddeutsche.de: Welche Flugzeugtypen gelten derzeit als die sichersten?

Richter: Aus statistischer Sicht natürlich alle, die relativ neu sind. An die werden die derzeit strengsten Kriterien bei der Entwicklung angelegt. Zehn bis 15 Jahre sollte ein Flugzeug im Einsatz sein, dann kann man genauere Aussagen über seine Sicherheit treffen. Im Moment haben der Airbus A319, A321 und die Boeing 777 sehr gute Werte.

sueddeutsche.de: Schauen Sie persönlich in Ihre Statistik, bevor Sie bei einer Fluggesellschaft buchen?

Richter: Die Ziele, die ich bisher angesteuert habe, waren alle mit großen Linien und auf sicheren Flughäfen erreichbar. Aber auch mit der Qantas würde ich jederzeit fliegen.

© sueddeutsche.de - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: