Schweiz:Attraktion auf der Alp

Helle Aufregung in der Schweiz, die Touristen kommen in Scharen. Der Grund: Es gibt einen Braunbären im Engadiner Nationalpark.

jth

Ein Bär, der vor wenigen Tagen von Südtirol in den Engadiner Nationalpark in der Schweiz eingewandert ist, sorgt für helle Aufregung. In der Nacht zum Samstag hat der Bär auf der Alp da Munt in der Nähe des Ofenpasses ein sieben Tage altes Kalb gerissen.

Trotz des Vorfalls freut sich die Bevölkerung über die Rückkehr des Bären in die Schweiz. Denn der letzte Braunbär wurde 1923 gesichtet.

In Scharen reisen Touristen nach Graubünden, um das Tier aufzuspüren. Viele Hotels sind ausgebucht. "Mit dieser Resonanz haben wir nicht gerechnet", sagt Heinrich Haller, Chef des Nationalparks.

Für Menschen sei der Bär in der Regel nicht gefährlich, so Haller: "Er ist scheu und haut normalerweise ab." Der Biologe warnt allerdings vor Leichtsinn: "Es handelt sich hier nicht um einen Teddy. Das Tier verlangt Respekt. Man sollte nicht versuchen, es zu streicheln oder zu füttern".

Broschüre für den Notfall

In den kommenden Tagen verteilt das Umweltamt in Graubünden sicherheitshalber eine Broschüre mit Verhaltensregeln im Umgang mit Bären.

Schon seit längerem kursierten Gerüchte, dass der Braunbär in die Schweiz gekommen sei. Den ersten Nachweis brachte der deutsche Forststudent Maik Rehnus, der im Engadiner Nationalpark ein Praktikum absolviert.

Er wollte frühmorgens eigentlich Gämsen beobachten, als ihm plötzlich der Bär über den Weg lief. Der 28 Jahre alte Göttinger fotografierte ihn mit seiner Digitalkamera.

Die Bauern wollen ihre Herden nun mit Zäunen gegen den Bären schützen. Doch vielleicht ist die ganze Aufregung auch umsonst: Ob der Bär überhaupt in der Schweiz bleibt, ist ungewiss.

© SZ vom 1.8.2005 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: