Sachsen-Anhalt:Auf den Spuren der Mönche - zehn Jahre "Straße der Romanik"

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Wie eine Acht schlängelt sich durch Sachsen-Anhalt die "Straße der Romanik". Sie ist mit jährlich mehr als einer Million Besuchern eine der beliebtesten Reiserouten in Deutschland.

Die mehr als 1000 Kilometer lange Strecke lädt ein zu einer Reise in das frühe Mittelalter, als Kaiser, Könige, Ritter und Mönche zwischen Elbe und Harz lebten und ihre Spuren hinterließen.

Die Stiftskirche zu Quedlinburg mit Fachwerkgebäuden im Vordergrund (Foto: dpa)

72 Dome, Klöster, Kirchen und Burgen geben Zeugnis von der romanischen Baukunst. Die meisten Sehenswürdigkeiten sind 800 Jahre alt und älter. Doch erst seit zehn Jahren - seit dem 7. Mai 1993 - werden sie gezielt für den Tourismus vermarktet.

Schlagwort Geschichts-Tourismus

In Sachsen-Anhalt, dem Land mit der bundesweit zweithöchsten Arbeitslosigkeit, sollen die geschichtsträchtigen Bauwerke aus der Zeit von um 950 bis 1250 für Umsatz in den Hotels, Pensionen und Restaurants sorgen. "Geschichts-Tourismus" lautet das Schlagwort.

"Die Straße hat sich zum wichtigsten Tourismus-Objekt des Landes entwickelt", sagt Hans-Georg Busch vom Landestourismusverband. Doch nicht selten stehen Besucher vor verschlossener Tür, weil vor allem in ländlichen Gebieten aus Finanznot das nötige Personal fehlt.

An vielen Kirchentoren findet der Besucher deshalb oft nur eine Telefonnummer, unter der der Pfarrer oder ein ehrenamtlicher Kirchenführer erreichbar ist. "Komme sofort", heißt es dann meist, und die Pforten öffnen sich. Im vergangenen Jahr stellte sich aber ein ganz anderes Problem: "Das Hochwasser und die damit verbundene Stornowelle ließen die Übernachtungszahlen zurückgehen", sagt Heinzgeorg Oette, Geschäftsführer der Landesmarketinggesellschaft.

Inklusive Weltkulturerbe

Mancherorts hat es die "Straße der Romanik" sogar zum UNESCO- Weltkulturerbe gebracht - etwa die Stiftskirche St. Servatius und die Basilika St. Wiperti. Beide stehen in der Harz-Stadt Quedlinburg. In der Stiftskirche befindet sich das Grab von Heinrich I., dem ersten deutschen König.

Der berühmte Domschatz enthält 56 Kunstwerke aus dem Mittelalter, darunter Heinrichs Bartkamm aus Elfenbein, Handschriften und Bildteppiche. Die Basilika St. Wiperti mit ihrer Krypta liegt auf dem Gelände des ehemaligen Königshofs von Heinrich I.

Sachsenspiegel und Walpurgisfeiern

Etwa zwanzig Kilometer von Quedlinburg entfernt befindet sich im Südwesten Sachsen-Anhalts auf einem Felsen die Burg Falkenstein. Hier übersetzte der Rechtsgelehrte Eike von Repgow zwischen 1220 und 1230 den "Sachsenspiegel", eine Sammlung von Texten zum Privat-, Straf- und Staatsrecht. Das Rechtsbuch gilt als eine der ersten und einflussreichsten Gesetzessammlungen in deutscher Sprache. Heute lädt die Burg Falkenstein zu Walpurgisfeiern und Töpfermärkten ein. Auch Hochzeiten können hier in historischer Kulisse gefeiert werden.

Für seinen Domschatz bekannt ist Halberstadt, das Tor zum Harz. In dem Dom St. Stephanus und St. Sixtus befinden sich mittelalterliche Bildteppiche und eine byzantinische Weihbrotschale. Zur Sammlung gehören Gewänder, Altarbilder und andere Kostbarkeiten. In der Stadt befindet sich zudem ein Augustinerkloster aus dem 11. Jahrhundert mit farbigen Stuckreliefs und einem Triumphkreuz, das um 1230 entstand.

Mittelalterliche Bausymbolik

Im Nordwesten des Landes liegen die Hundisburg und die Ruine der Stiftskirche Walbeck. Sehenswert im Norden Sachsen-Anhalts ist das Benediktinerinnenkloster St. Marien in Arendsee mit einem hölzernen Kruzifix aus der Zeit um 1240. Das Portal gilt als Musterbeispiel für mittelalterliche Bausymbolik.

Weiter östlich in Jerichow an der Elbe befindet sich die Stiftskirche St. Marien Nikolai. Der Backsteinbau gehört zu den Hauptwerken der Romanik in Norddeutschland und war Vorbild für zahlreiche später entstandene Kirchen in der Region.

(sueddeutsche.de / dpa)

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