Rotlichtviertel in Amsterdam:"Wir werden aufräumen"

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Amsterdams Bürgermeister greift durch: Ein Großteil der Fenster-Bordelle in der Innenstadt soll geschlossen werden.

Amsterdams Bürgermeister Job Cohen will den Großteil der Fenster-Bordelle im berühmt-berüchtigten Rotlichtbezirk Wallen schließen. "Wir werden aufräumen", kündigte Cohen an.

In bestimmten Straßen und Plätzen im historischen Stadtkern sollen sich Frauen nicht mehr in Schaufenstern präsentieren und für sexuelle Dienste werben dürfen. Stattdessen sollen in die malerischen Häuser in den nächsten Jahren hochwertige Geschäfte und Restaurants einziehen.

Nach Angaben des Amsterdamer Informationszentrum für Prostitution bedeutet das Verbot das Ende für drei Viertel der etwa 400 Fenster-Bordelle in der Innenstadt.

Bürgermeister Rob Cohen und seine Verwaltung hoffen, auf diese Weise die allgegenwärtige Kriminalität in dem Gebiet um das berühmte Rotlichtviertel "Wallen" - einzudämmen. "Das romantische Bild von den Wallen stimmt nicht mehr", sagte Cohen bei der Bekanntgabe der langfristigen Pläne.

Die Atmosphäre zwischen den alten Grachten wird derzeit nicht nur bestimmt von Billigläden und Imbissbuden, sondern auch von Bordellen und von "Coffeeshops", in denen das Rauchen von Haschisch geduldet wird. Untersuchungen der Stadt und der Justizbehörden haben gezeigt, dass Prostitution häufig mit Zwang und Menschenhandel verbunden ist.

In dem Milieu blüht auch die Geldwäsche. Diese "kriminalitätsfördernde" Infrastruktur soll mit Investitionen der Stadt und der Privatwirtschaft durchbrochen werden. "Wir wollen das Herz der Stadt zurückerobern", sagte der für Wirtschaft zuständige Beigeordnete Lodewijk Ascher.

Cohen betonte, die für Amsterdam typische Schaufenster- Prostitution müsse nicht völlig verschwinden. "Wir wollen aber die Zahl der Bordelle, Coffeeshops und Imbissbuden stark verringern", versicherte er.

Die Amsterdamer Stadtverwaltung hatte bereits im September angekündigt, 15 Millionen Euro für den Aufkauf von Fenster-Bordellen bereitstellen zu wollen. In einem ersten Schritt wurden kürzlich einem Bordellbesitzer alle seine Niederlassungen abgekauft. Das sogenannte "Projekt 1012", benannt nach der Postleitzahl des Bezirks, sieht vor, die Prostitutions-Vitrinen, Imbissbuden und Souvenirläden durch Edel-Restaurants und Kunstgalerien zu ersetzen. Damit sollen zahlungskräftigere Touristen in die Stadt gelockt werden.

Amsterdam ist seit über 100 Jahren für seinen Rotlicht-Bezirk bekannt, auch wenn Prostitution in den Niederlanden erst seit dem Jahr 2000 legal ist.

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