Reisebuch:Urlaub als Heimkehr

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(Foto: Verlag)

Thomas de Padova erzählt von seinen Sommern in Apulien. Die wichtigste Rolle dabei übernimmt seine Nonna, die ihre ganz eigene Weltsicht besaß.

Von Stefan Fischer

Jeden Sommer hat Thomas de Padova als Kind und Jugendlicher in Apulien verbracht. Und von diesen drei oder vier Wochen, "in denen ich jeweils einer anderen Welt angehörte", hat er dann das restliche Jahr über gezehrt, daheim in Deutschland. Diese andere Welt hatte nichts zu tun mit einem gewöhnlichen Italienurlaub. Die Wochen, die er mit seinen Eltern und den zwei Schwestern jeweils in Mattinata verbracht hat, das waren Besuche daheim. Wobei Apulien nie die Heimat von Thomas de Padova war, nur die seiner Vorfahren - selbst deren Sprache lernte er so richtig erst während seines Studiums. Dennoch will er bis heute dazugehören zu dieser Dorfgemeinschaft, in die er nach wie vor regelmäßig zurückkehrt und die weiß, wer er ist: der Enkel von Maria.

Seine Großmutter, die Nonna, ist inzwischen tot. Was dem Autor die Freiheit gibt, nun über seine Aufenthalte bei ihr zu schreiben. "Nonna" berichtet von einem Italien, das man untergegangen glaubt. Und das aber bis zuletzt und womöglich auch immer noch eine Parallelexistenz führt neben dem Italien, in das die Touristen nur wenige Hundert Meter von dem Haus der Nonna entfernt zum Baden reisen. Die Frau konnte nicht lesen, ist so gut wie ohne Geld ausgekommen und hat sich ein eigenwilliges Bild von der Welt gemacht. Ein einfaches, bodenständiges Leben, das Thomas de Padova nicht romantisiert. Aber dessen Erdung ihn beeindruckt. Und in dem doch eine Menge dessen eine Rolle spielt, was wir gewöhnlichen Urlauber in Italien suchen.

Thomas de Padova : Nonna. Hanser Berlin Verlag, München 2018. 176 Seiten, 18 Euro.

© SZ vom 03.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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