Reisebuch:Rost 'n' Roll

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Die neue Food-Truck-Szene zeigt, dass sie mehr kann, als Döner und Currywurst zu verkaufen.

Von Stefan Fischer

Junk Food, überzuckerte Softdrinks und Gensaat: Auf dem Feld der Ernährung sind Importe aus den USA eher problematisch. Aber keine Entwicklung ohne Gegentrend: In den USA sind Food Trucks schon länger etabliert, in Deutschland kennt man sie traditionell nur als oftmals eher ranzige und einfallslose Dönerbuden oder Hähnchengrills. Doch die Szene wandelt sich auch hierzulande seit zwei, drei Jahren, immer stärker wird die amerikanische Kreativität adaptiert. Das beginnt bei den Fahrzeugen selbst, die möglichst originell gestaltet werden, um bereits durch ihr gestyltes Äußeres ein Versprechen abzugeben für das, was in ihrem Inneren zubereitet wird. Und das sind längst nicht mehr immer Döner, Grillhähnchen oder Currywürste.

Der Bildband "Food Trucks" ist eine Bestandsaufnahme dieser neuen deutschen Gastroszene, die sich vor allem - aber beileibe nicht ausschließlich - in Berlin abspielt. Drei Dutzend dieser Wagen werden porträtiert; mitsamt ihren Betreibern natürlich. Und es tut der Lesbarkeit des Buchs gut, dass die Texte nicht standardisiert sind. Es gibt Interviews, dann wieder verdichtete Gesprächsprotokolle. In einem Fall ist lediglich abgedruckt, wo überall während sechs Wochen ein Food Truck Station macht, um zu veranschaulichen, was hinter so einem Unternehmen steckt. Manchmal werden auch Rezepte geliefert. Damit entspricht die Form dem Inhalt: Denn alle Food Trucks haben sich spezialisiert, sei es auf Käsespätzle, Kartoffelpuffer, Arepas oder vegane Küche. "Die intolerante Isi" in München verkauft Mahlzeiten an Menschen mit Lebensmittel-Intoleranzen, also Speisen ohne Fruktose, Laktose, Gluten . . .

Die Food Trucks halten vor Firmen ohne Kantinen, werden für Festivals gebucht oder ergattern mitunter auch einen Stellplatz in bester Innenstadtlage. Womit sie zum Teil des Stadtbildes werden und nicht selten auch zu einem In-Treff. Eine kulinarische Bereicherung sind sie überdies in der Regel auch.

Toby Binder, Gabriela Herpell, Birthe Steinbeck, Nicola von Velsen (Hrsg .): F ood Trucks. Kreative Küchen auf Rädern. Prestel Verlag, München, London, New York 2015. 176 Seiten, 29,95 Euro.

© SZ vom 25.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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