Razzia:Flieger im Visier

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Das Kartellamt hat die Büros der vier größten deutschen Ferienfluggesellschaften durchsucht. Der Verdacht: Sie sollen sich zu Lasten der Reisebüros abgesprochen haben.

Das Bundeskartellamt hat Geschäftsräume der vier großen deutschen Ferienflugunternehmen Air Berlin, Condor, Hapagfly und LTU durchsucht. Es bestehe der Verdacht auf verbotene Absprachen bei Verträgen mit Reisebüros, erklärte das Kartellamt. Es gehe dabei um eine gemeinsame Kündigung der Verträge und Provisionszahlungen für die Reisevermittler.

Ab in die Ferien! (Foto: Foto: ddp)

Air Berlin, die zum Reisekonzern Thomas Cook gehörende Condor, die TUI-Charterfluggesellschaft Hapagfly (früher Hapag Lloyd Flug) und LTU bestätigten die Durchsuchungen und wiesen den Vorwurf von Absprachen zurück.

Harter Wettbewerb

Die Reisevermittler befürchten laut Kartellamt, dass von den Ferienfliegern zeitgleich versandte Kündigungsschreiben darauf abzielten, die Provision für den Vertrieb von Charterflugreisen vom 1. November 2005 gemeinsam zu streichen oder zumindest zu reduzieren.

Eine Sprecherin von Condor sagte: "Wir halten die Vorwürfe für haltlos." Derzeit werde über eine neue Vergütung für die Reisebüros nachgedacht. "Es werden viele Modelle geprüft."

Die zweitgrößte deutsche Fluggesellschaft Air Berlin wies den Verdacht auf Absprachen ebenfalls strikt zurück. "In kaum einer Branche ist der Wettbewerb härter." Eine Sprecherin von Hapagfly meinte: "Wir haben nichts zu befürchten." Ein LTU-Sprecher sagte, es habe keinerlei Absprachen in der Branche bei der Kündigung von Verträgen mit Reisebüros gegeben.

Druck durch Billigflieger

Reisebüros und Airlines diskutieren nach einem Bericht der Financial Times Deutschland seit Wochen über Veränderungen der Provisionszahlungen für den Verkauf von Einzelplatztickets der Ferienfluggesellschaften.

Die Ferienflieger fühlten sich durch das Vordringen der Billigflug-Gesellschaften unter Druck gesetzt. Die meisten von ihnen zahlten den Reisebüros keine Provision für die Vermittlung der Tickets. Zudem habe auch die Lufthansa die Provision inzwischen gestrichen. Seither verlangten die Reisebüros vom Kunden eine Servicegebühr.

Die Verträge mit den Reisebüros seien fristgerecht zum 31. Oktober gekündigt worden, sagte der LTU-Sprecher. Es gebe bisher kein neues Vergütungsmodell oder Klarheit darüber, wie künftig Provisionen für die Reisebüros eingesetzt werden. Derzeit erhielten die Reisebüros eine Staffelprovision je nach Umfang der verkauften LTU-Flüge.

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