Radeln im Mühlviertel:Trügerisch sanft

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Der Radrundweg "Bier und Kulinarik" verbindet feine und ungewöhnliche Jausenstationen. Natürlich darf auch Apfelmost vom Mostsommelier nicht fehlen.

Von Christian Döbber

Die Rosi ist eine sympathische Wirtsfrau. "Grias eich, kemmt's eina", ruft sie ihren Gästen breit lächelnd schon an der Türe zu. Aber ebenso gut könnte man die Rosi jetzt auch verfluchen - zumindest als Radfahrer. Warum in aller Welt steht ihre Krapfenbäckerei hier oben - mitten im sattgrünen Nichts, auf dem gefühlt höchsten und steilsten aller 1000 Mühlviertler Hügel? "Ja mei", sagt die Rosi dann nur, klatscht sich die Puderzuckerreste vom weißen Kittel und geleitet den malträtierten Gast zu Tisch. Dort serviert sie frisch ausgezogene Bauernkrapfen mit selbstgemachten Marmeladen, oder herzhaft überbacken mit Speck und Kraut und Käse. Und die schmecken so gut, dass man der Rosi gar nicht mehr böse sein kann, wenn es mit quietschenden Bremsen wieder talwärts geht.

Der Radrundweg "Bier und Kulinarik" verbindet feine und ungewöhnliche Jausenstationen

Ja, die Landschaft des Mühlviertels kann trügerisch sein. Sanft wie in der Toskana und grün wie in den schottischen Highlands sehen sie aus der Ferne aus, die vielen Buckel und Hügel zwischen Donau und Böhmerwald. Biker, die ihr Revier etwa im nahen und wesentlich schrofferen Salzkammergut haben, lächeln da meist nur müde. Sie täuschen sich aber. Die nicht enden wollenden, hinterlistig steilen Hügelkuppen lassen die Oberschenkel der Radler jammern.

Mit E-Bike, das man sich hier an vielen Stellen ausleihen kann, könnte auch der 72 Kilometer lange Radrundweg "Bier und Kulinarik" zu einer entspannten Landpartie werden. Könnte wohlgemerkt. Denn wer sich die Jause an den kulinarischen Stationen, die der Radweg miteinander verbindet, verdienen will, tritt natürlich in die Pedale. Los geht es in Pregarten südlich von Freistadt. Die Strecke führt auf Asphalt an weiten Feldern und Wiesen entlang, durch kleine, aufgeräumte Dörfer und vorbei an den wuchtigen Dreiseithöfen, in deren blütenweißen Fassaden braune Granitblöcke stecken wie Schokosplitter im Stracciatella-Eis. Rund um Tragwein, das als Naschmarkt des Mühlviertels gilt, ist es Zeit für die erste Pause. Gleich mehrere Schenken und lokale Erzeuger stehen hier zur Auswahl, etwa die Minibrauerei der "Beer Buddies" oder das Ladenlokal "Grünhilde'", wo ausschließlich Lebensmittel aus einem Umkreis von 30 Kilometern verkostet und verkauft werden.

Natürlich steht eine der bekanntesten Stationen des Radweges wieder oben auf einem gemein steilen Hügel. Ein Meer von Obstbäumen kündigt schon an, was den Besucher auf dem Hof von Norbert Eder erwartet. In seiner Schaumosterei zeigt der Jungbauer und Mostsommelier, wie er aus alten Streuobstsorten Most, Saft und Essig herstellt. Viele Einheimische, die früher ihr Obst auf der Wiese verrotten ließen, kommen nun zu ihm und lassen es pressen. "Die Leute schätzen den Most endlich wieder", sagt Eder. Auch die Radler schätzen ihn. Nach einem Glas halbtrockenen Jonagold oder einer lieblichen Schafnase fühlen sich die Mühlviertler Hügel plötzlich ganz gnädig an.

Informationen zur Bier- und Kulinarik-Radrunde sowie weiteren Radtouren und Wanderwegen gibt es unter www.muehlviertel.at/themen/bierweltregion/wege.html

© SZ vom 11.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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