Mexiko-Stadt:Station2: Musik für die Seele

Eine Cantina ohne Musik ist wie ein bayerisches Wirtshaus, in dem es kein Weißbier gibt. Die "trios", mindestens ein Sänger mit Rumba-Rasseln, ein Gitarrist, und ein dritter Mariachi, pilgern von Tisch zu Tisch. Hat sich der Alkoholstand erst einmal eingependelt, rutschen die Scheine viel schneller aus der Hosentasche des Besungenen.

Cantina mit Musik (Foto: Foto: Barbara Liepert)

Das Ständchen ist nicht ganz billig - man könnte dafür auch fünf bis zehn Bier bestellen - und meist bleibt es nicht bei nur einem Lied. Aber manchmal gibt es Momente im Leben eines Mexikaners, an denen er nach Texten wie: "Schatten, nichts als Schatten sind zwischen uns geblieben" oder "Ich versuche jede Nacht einzuschlafen, um dich zu vergessen und liege noch morgens wach, weil ich an dich denke", lechzt oder hören will, dass sie ihn verachtet für sein Lotterleben, sein schlechtes.

Solange die Mariachis in der Cantina aufspielen, ist die Welt in Ordnung: Gewissensbisse, Schmerz, Hass und Liebesweh werden einfach von der Seele gesungen - eine Serviceleistung für den trinkenden Kunden.

Musik ist in der Cantina immer auch ein bisschen Rache. In den Liedern wird heimgezahlt, die Rechung für soviel begangenes Leid gestellt: "Drei Mal habe ich dich betrogen: das erste Mal aus Rache, das zweite Mal aus Kapriolen und das dritte Mal aus Lust - und jetzt will ich dich nicht mehr sehen," singt Paquita La del Barrio und blickt dabei so erhaben und lustvoll, dass man es ihr abnimmt.

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