Luxus-Kreuzfahrt:Der "Kahn der Millionäre"

Lesezeit: 2 min

Billigheimer müssen draussen bleiben: Auf dem Appartmentschiff "The World" schippern schwerreiche Alpha-Tiere nonstop um die Welt.

Es gibt ein Schiff, das wie der "Fliegende Holländer" die Meere durchpflügt, ohne je ans Ziel zu gelangen. Aber anders als in der Wagner-Oper wurden die Mitfahrenden nicht zu ihrem Schicksal verdammt, sondern haben teuer dafür bezahlt. Es sind die Eigentümer und Mieter des Appartementschiffs "The World", die sich die Option erkauft haben, den Rest ihres Lebens auf See zu verbringen. Die Welt sehen und doch im eigenen Bett schlafen - das ist die Idee.

(Foto: Foto: dpa)

Der Luxusliner mit 165 Eigentums- und Mietwohnungen gilt als "größte Privatyacht" und "exklusivstes Schiff der Welt". Die an Hotelsuiten der Luxusklasse erinnernden Appartements kosten zwischen einer und über sechs Millionen Euro zuzüglich Reise-, Verpflegungs- und Unterhaltskosten. Auf jeden der Dauerreisenden kommt ein Besatzungsmitglied. Mieter zahlen zwischen 1000 und 4000 Euro pro Nacht. "Es ist nicht für jedermann erschwinglich", erklärt Nikki Upshaw, Vizepräsidentin der Management-Gesellschaft ResidenSea.

Der "Kahn der Millionäre" entstand in Kiel und verschlang samt Swimmingpools, Boutiquen, Restaurants, Tennisplätzen und Golfsimulator fast 300 Millionen Euro. Nach der Fertigstellung 2002 gab es zunächst Probleme: Das Schiff füllte sich nicht, und da es gemessen an der Zahl der Wohnungen riesig ist, wirkte es nun erst recht wie ein Geisterschiff.

Dann machte das Gerücht die Runde, die "World" ziehe die falsche Sorte von Reichen an: Madonna, Arnold Schwarzenegger, Lottomillionäre und am schlimmsten: Leute, die glaubten, auf eine endlose Kreuzfahrt zu gehen - mit Bingo, Captain's Dinner und ähnlichen Kennzeichen des Massentourismus.

Gleich mehrere Wohnungen - falls Besuch kommt

Inzwischen ist das ausgestanden. Gerade wurde die letzte Wohnung verkauft, das Schiff ist schuldenfrei. Und man ist unter sich. Das Durchschnittsalter liegt jetzt bei 52; der Älteste ist gerade mit 96 gestorben. Um Steuerflüchtlingen vorzubeugen, muss jeder noch mindestens einen Wohnsitz an Land haben. Die meisten haben drei.

Zudem hat eine ganze Reihe von Eigentümern gleich mehrere Wohnungen an Bord aufgekauft, damit im Bedarfsfall auch Freunde und Familie unterkommen können. Die Zusammensetzung ist international: Knapp die Hälfte kommt aus Amerika, 40 Prozent sind aus Europa, der Rest stammt aus Australien, Asien und Südafrika.

Verrückte Wünsche? Kein Problem!

So weitläufig das Schiff auch ist, seine Bewohner verbringen zwangsläufig viel Zeit miteinander. "Wir haben hier eine höhere Konzentration an Alpha-Tieren als irgendwo sonst in der Welt", hat einer der Schiffsbewohner, der kalifornische Werbefachmann Geoffrey Thompson, mal gesagt.

Worüber unterhält man sich abends unter Wohlhabenden? Schildert jeder seinen größten Erfolg, nach dem Motto "Wie ich Kansas Pharmaceuticals übernahm"? Nein, das ist natürlich typisch die Sicht eines Außenstehenden. Was die Bewohner der "World" verbinde, seien "Wärme, Liebe zum Reisen und ein ähnlicher Hintergrund", erläutert der Präsident von ResidenSea, James St. John III. Und alle schätzten sie den Luxus, nie mehr warten zu müssen und sich selbst die ausgefallensten Wünsche zu erfüllen: "Wenn sie wollen, können sie in der Antarktis mit Pinguinen einen Eisberg runterrutschen."

© sueddeutsche.de - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: