Lokaler Wein ist in:Selbstbewusst und innovativ

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Die neuen Vinotheken - mal hell und modern, mal rustikal und verwegen - setzen auf Eigengewächse

Plötzlich schossen die Vinotheken in Südtirol wie Pilze aus dem Boden. Das Geschäft rund um den Wein florierte und viele wollten davon profitieren. Doch dieses Wein-Eldorado konnte sich nicht halten, es setzte eine regelrechte Flurbereinigung ein: So wie viele Vinotheken in den vergangenen fünf Jahren kamen, verschwanden einige auch wieder. Andere setzten sich durch -mit Professionalität und neuen Konzepten.

Die Trends sind eindeutig: Zunächst ist es ein Zurück zur Heimat. Zeigt der Franzose Lokalpatriotismus, indem er eigene Weine ins Regal stellt, geht der Südtiroler Vinothekenbesitzer seit jeher massiv fremd. Wahrscheinlich ein Zeichen eines in der Vergangenheit wenig ausgeprägten Selbstbewusstseins. Aber auch verständlich, denn die Südtiroler Weine werden erst seit 10 bis 15 Jahren auf Qualität getrimmt. Gerti Battisti, seit 30 Jahren im Vinotheken-Geschäft, setzt heute mehr und mehr auf Südtiroler Gewächse vor allem junger, ehrgeiziger Winzer. Im Feriendörfchen Kaltern verkauft sie den Gästen heute überwiegend Südtiroler Tropfen. Früher war das anders.

Zweiter Trend: Seit dem Teuro und der Wirtschaftskrise schaut der Konsument genauer auf den Preis. "Weine um sechs, sieben oder acht Euro sind derzeit die Renner", sagt Günther Hölzl, Chef des Meraner Weinhauses. Auch Kathrin Oberhofer, verantwortlich für den Weineinkauf in der Vinothek Pillhof erkennt: "Die psychologische Schmerzgrenze liegt beim Konsumenten bei Weißweinen bei zehn Euro, bei Rotweinen etwas darüber." Beliebt sind in Südtirols Vinotheken bei den Weißweinen besonders Sauvignon und Gewürztraminer, bei den Rotweinen Lagrein sowie Blauburgunder.

Der dritte Trend ist der, der Erneuerung. Mit dem Selbstbewusstsein der Südtiroler Weinwirtschaft entwickelten sich auch neue Konzepte. Die Vinothek muss heute mehr leisten als bloßen Verkauf von Flaschen. Sie muss beraten und ein ansprechendes Ambiente bieten, das einlädt zum Verweilen. Zudem wird die klassische Vinothek auch in Südtirol immer mehr von Weinbars oder -bistros flankiert. War früher Schunkeln in Weinstuben angesagt, ist heute Design gefragt. Mal hell und modern, mal rustikal und verwegen eingerichtet, laden die neuen Weinlokale zum unkomplizierten Mittagessen oder auch zum genüsslichen Abendtreff ein. Die meisten Besitzer machen das einzig Richtige, indem sie ihre Speisenkarte nicht überstrapazieren, sondern durch eine angenehm große Auswahl an Weinen mit seriösen Von-bis-Preisen glänzen. Daneben stehen Jazzabende, Lesungen oder Vernissagen auf dem Programm.

Die Südtiroler Kellereien haben erkannt, dass es sinnvoll ist, wenn ihrer Kellerei ein Degustationsraum mit Verkaufsraum angeschlossen ist, wo der eigene Wein angeboten wird. In der Regel zum selben Preis wie in den Vinotheken des Landes.

© Stefan Stabler - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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