Lifestyle:Ein Paradies, auf Sand gebaut

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"Reethi Rah" - "Schöne Insel" heißt ein neues De-luxe-Hütten- Resort auf den Malediven

Ludwig Rembold

Abtauchen, das war's, was die ersten Urlauber auf den Malediven wollten. Raus aus der Zivilisation, rein in den badewannenwarmen Indischen Ozean. Ein paar schilfbedeckte Hütten reichten über Wasser. Die Attraktionen liegen im und vor allem unter Wasser. Die Aussteiger aus den Pionierzeiten des Inseltourismus finden auf den Atollen 700 Kilometer unterhalb der Südspitze Indiens, direkt auf dem Äquator gelegen, immer noch ihre Refugien, genießen das Leben mit und im Meer, lassen sich verzaubern von der unbeschreiblichen Unterwasserwelt, den Tauchrevieren an den Korallenriffen, denen die Inseln ihre Entstehung verdanken und die sich, "El Niño" zum Trotz, in kaum verminderter Pracht präsentieren.

(Foto: Foto: One & Only Resort)

Doch spätestens seit Männer vom Schlage Sol Kerzners den Inselstaat für ihre Ferienvisionen entdeckten, leben die Epigonen von Robinson Crusoe First Class. Für einen, der im südafrikanischen Bophutatswana das Spielerdorado Sun City erfunden hat und der auf den Bahamas Atlantis wiederauferstehen ließ, war aus dem Mala dvipa, dem Kranz der Inseln, so die Übersetzung aus dem Sanskrit, der alten indischen Hochsprache, keine schön genug für seine Zwecke. Folglich half er der Natur mit elementarem Aufwand nach und schuf schöpfungsgleich aus einem der typischen kreisrunden Eilande sein Reethi Rah, was in der Landessprache Dhiveli so viel heißt wie schöne Insel. Die hat jetzt statt der üblichen konvexen Strände acht lauschige Buchten, einen kleinen Hafen und ist vor allem vier Mal so groß wie ursprünglich. Für eine Länge von zirka 2.000 Metern und eine maximale Breite von 500 Metern mussten ungeheure Mengen Korallensand aufgeschüttet werden. Von der Unterwasserfauna hat die Aktion bis zum Außenriff wenig übrig gelassen. Zum Schnorcheln muss man mit dem komfortablen Nachbau eines Dhonis, dem klassischen Lastensegler der Region, eine gute halbe Stunde aufs Meer hinaus zum nächsten intakten Riff. Doch was soll's, die Attraktionen liegen bei dieser neuesten Errungenschaft der exklusiven "One and only"-Resort-Kette eindeutig über Wasser.

Nach dem einstündigen Powerboot-Transfer (Kostenpunkt knapp 200 Dollar!) vom Flughafen nahe der Hauptstadt Male, quer hinauf durch das Nord Male Atoll, fällt bei der Ankunft zuerst die für die Malediven unüblich üppige Flora auf. Allein 100 Gärtner kümmern sich auf Reethi Rah um sage und schreibe 15.000 neu gepflanzte Palmen, um einen tropischen botanischen Garten von prachtvoller Artenvielfalt, von Hibiskus bis zu den Orchideen. Dazwischen schlängeln sich Wege aus schneeweißem Korallensand zu den über die Strände verteilten 130 Villen, schilfbedeckten De-luxe-Hütten, bis 300 Quadratmeter groß, ausgestattet mit feinsten Materialien in dänischem Design, mit allem erdenklichen technischen Komfort. Mehr als die Hälfte davon verfügt über einen eigenen Pool, gespeist mit Süßwasser aus der inseleigenen Entsalzungsanlage. 30 sind auf Stelzen ins Meer gebaut.

(Foto: N/A)

Das Verwöhnprogramm beginnt mit der Fußwaschung zur Begrüßung durch Aslam, den Butler. Jeder Villa steht solch ein hilfreicher Hausgeist zur Verfügung. Aslams freundlich-selbstverständliche Art lässt Peinlichkeit ob der ungewöhnlichen Prozedur erst gar nicht aufkommen. Fortan gibt der junge Mann, der so viel Ruhe ausstrahlt, voller dezentem Stolz Auskunft über sein Land, seinen Umgang mit der Religion, einem gemäßigten Islam, erzählt vom Tsunami, der Reethi Rah wegen ihrer Lage auf der Westseite des Male Atolls, nicht so hart getroffen hat. Und liest einem ganz nebenbei jeden Wunsch von den Augen ab. Besorgt ein Fahrrad zur Inselexkursion oder das Elektro- Cart, Transportmittel zu den drei Spitzenrestaurants mit internationaler, japanischer oder orientalischer Küche.

Wie überhaupt eine weitere Attraktion des Luxus-Eilandes die unaufdringliche Freundlichkeit der 600 Menschen verschiedenster Nationalitäten ist, die sich um die maximal 300 Gäste kümmern. Darunter so außergewöhnliche Typen wie Bastien Gonzales, Meister der Pediküre mit Kultstatus. Von Vogue kürzlich in den Adelsstand des "Prinzen der Füße" erhoben, lebt der Franzose, ein blendender Selbstdarsteller, buchstäblich auf vertrautem Fuß mit den wahrhaft Wichtigen dieser Welt. Nach seiner philosophisch unterbauten Behandlung mit den Komponenten Schönheit-Gesundheit-Funktionalität (für 145 Dollar) hat man ein ganz anderes, achtungsvolleres Verhältnis zu seinen Gehwerkzeugen.

Oder Merlin, die sanfte Dame aus dem Süden Indiens, Star des 18.000 Quadratmeter großen Spas. Sie sagt, sie massiert schlechte Einflüsse aus deinem Körper und wählt das Öl je nach Wunsch für mehr Entspannung oder mehr Energie. In beiden Fällen weckt sie dich mit zarten Glöckchentönen aus dem energisch entspannten Schlummer am Ende der Behandlung. Für Biegsame bietet sie Yoga bei Sonnenaufgang im Tempel der Sinne über türkisblauem Wasser an. Oder Stan, der Vorzeigeschwede mit den Haifischzähnen um den Hals und der gestochen scharfen Meerjungfrau auf der Wade, erste Besetzung für jeden Wikingerfilm. Zusammen mit Jewgeni, dem 120-Kilogramm- Koloss aus Minsk, leitet er die PADI-Tauchbasis mit Rundumservice. Hast du das richtige Tauchbrevet, brauchst du dich um nichts mehr zu kümmern. Selbst das Schwimmen unter Wasser nimmt dir die Strömung ab, an einem der 25 Ziele, mindestens eine Stunde Bootsfahrt vom Resort entfernt, und spült dir Hai, Baracuda, Napoleonsfisch, Schildkröte und was du sonst noch willst, vorbei. Oder die Familie Schliemann, entfernt verwandt mit dem Troja-Heinrich. Der Vater, ein wettergegerbter Segler aus Deutschlands Norden, leitet die bestens ausgestattete Wassersportbasis mit Topkats und den neuesten Surfbrettern, weil der Sohn, Oliver-Tom (15 Jahre), jüngster Surfweltmeister aller Zeiten, in Peking 2006 Olympiasieger werden soll. Die Bedingungen des dortigen Segelreviers seien mit denen auf den Malediven identisch. Oder Mohammed, der den ganzen Tag jedes Sandkorn vom Weg zum Reethi-Restaurant fegt (Küchenchef Stefano Artosin gebietet dort über eine 50 Mann starke Brigade), dich mit der Hand auf dem Herzen grüßt und dir empfiehlt, den Tag zu genießen.

Sie alle muss der Gute-Laune-Beau Michael Luible in seiner Eigenschaft als General Manager unter Einsatz seines bayerisch-internationalen Charmes stets am Lächeln halten, dann wird die neue Dimension von Luxus im indischen Ozean schon ihre Anhänger unter den Betuchten dieser Erde finden. So wie jenes ausgesprochen gut aussehende junge Paar, das beim Willkommenscocktail durch heftiges Turteln auffiel. Danach wurde es nicht mehr gesehen bis zur Abreise. Man kann auch unter fünf strahlenden Resortsternen glänzend abtauchen auf den Malediven. One and only eben ...

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