Kulinarik-Tour:Markttag für Genießer

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Buntes Markttreiben herrscht jeden Samstag an der Piazza Nosetto vor dem Palazzo Civico. (Foto: Remy Steinegger/Ticino Turismo)

Kastanienhonig, Nusslikör, feine Käsesorten: Der  Mercato von Bellinzona zeigt dem Besucher die Vielfalt der Tessiner Küche.

Von Stephanie Schmidt

Keck lächelnd, begleitet von ihrem Hund, hält sie Pfeil und Bogen bereit. Könnte sich die Jagdgöttin Diana vom Fresko an einem der historischen Häuser an der Piazza Collegiata wegbewegen, hätte sie eine Menge zu erbeuten: Jeden Samstag werden in der Altstadt von Bellinzona Tessiner Leckereien feilgeboten. Schon von acht Uhr morgens an umwehen Düfte von gegrilltem Geflügel und frischen Blumen die Renaissance-Palazzi im Herzen der Altstadt. Delikate Käsearomen würzen die Luft zwischen der winzigen Piazza Nosetto und der Piazza Collegiata, die die Via Nosetto miteinander verbindet. Eine der angebotenen Spezialitäten aus der Region ist Büscion - ein Ziegenfrischkäse in Zapfenform. An vielen Ständen baumeln Luganighe, Schweinswürstchen. Renata Schneider, die im Dorf San Antonino in der Nähe von Bellinzona wohnt, kommt seit sechs Jahren zum Markt, um ihre selbst gemachten Marmeladen und Liköre zu verkaufen. "Möchten Sie mal meinen Walnusslikör probieren?", fragt sie. Selbst gegen 13 Uhr - so lange dauert der Mercato in der Regel - wäre das manch einem für eine Kostprobe zu früh. Aber man kann bei ihr auch Löwenzahn- und Kastanienhonig kosten. Oder "Nespole". So heißen die Früchte der Japanischen Wollmispel, die Renata Schneider zu Marmelade verarbeitet, auf Italienisch.

Auch wegen der Kulisse lohnt sich der Bummel über den Markt. Arkadengänge und der im lombardischen Renaissancestil erbaute Palazzo Civico, das Rathaus, schmücken die Piazza Nosetto. Mit ihrer Marmorfassade und ihrer Freitreppe ist die Anfang des 16. Jahrhunderts erbaute Kirche SS. Pietro e Stefano Wahrzeichen der Piazza Collegiata. Den Platz säumen Bürgerhäuser aus dem 18. Jahrhundert.

Bettina Doninelli, die in einem der Hotels in der Altstadt arbeitet, findet "Bellinzona für eine Kantonshauptstadt etwas verschlafen. Aber an Markttagen ist hier richtig Leben." Sie kauft oft frisches Obst und Gemüse auf dem Mercato ein. Das sei schöner und persönlicher, als in den Supermarkt zu gehen. Denn auf dem Markt nehmen sich alle die Zeit für eine "chiacchera", also für ein Schwätzchen.

© SZ vom 20.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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