Köln:I. Der Dom und der Strom

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Die Geschichte Kölns ist eingeflossen in seine populäre Stadtkultur. Was blieb den Kölnern auch anderes übrig, als sie nach dem Zweiten Weltkrieg aus den Mauerresten eine neue Stadt zusammenpuzzelten, als sie die Baulücken mit provisorisch anmutenden Zweckbauten schlossen?

Die Kölner Domplatte: Hier trifft man sich, ruht aus, schaut im Sommer den Artisten und Pflastermalern zu. (Foto: Foto: G. Ventur, Köln Tourismus Office)

Von einem lebensfrohen Geschichtsbewusstsein zeugen allein die im Zuge der Stadtbefestigung Colonias in den Jahren 50 bis 70 nach Christus entstandenen Stadttore, deren Gemäuer heute das Ambiente für zahlreiche Festlichkeiten bieten.

Heute scharen sich auf der Domplatte Touristen, verwirklichen sich Kreidekünstler mit bunten Gemälden und an der Südseite des Doms haben Blader und Skater ein eigenes Areal erobert.

Das Hochwasser sorgt für regelmäßige Renovierungsarbeiten in den Kneipen der Altstadt, die Wasserqualität schwankt zwischen skandalösem Fischsterben und "dat Wasser vun Kölle is joot" (das Wasser von Köln ist gut). Und wer sich auf einen sommerlichen Strandtag am Rhein einlässt, der kann dort sogar Muscheln sammeln. Wer kühn genug ist, sogar schwimmen.

"Ein bisschen schön, ein bisschen schmutzig", nannte der Maler Walter Dahn seine Stadt einmal. Das war in den 80ern. Seither wurde Köln ganz schön aufpoliert, ist aber nicht unbedingt schöner geworden. Die Kneipen wurden schicker, die Altbauwohnungen teurer und die Innenstadt glänzt mit Einkaufspassagen - bevorzugt überdacht, weil es in Köln so viel regnet. Dennoch: Durch die Fußgängerzonen der Schildergasse und der Hohestraße drängen sich die einkaufswütigen Menschenmassen immer noch bei jedem Wetter.

Dass Köln sich wirklich um den Status einer Metropole bemüht, ist zweifelhaft, obwohl die Einwohnerzahl seit Jahren über einer Million liegt. Dem örtlichen Boulevard-Blatt Express war das Überschreiten der Millionengrenze immerhin eine Schlagzeile auf der Titelseite wert. Das beeindruckte fürs Erste, beeinflusste das Leben in der Stadt aber nicht wirklich und schon gar nicht dauerhaft. Aber für alle, die Köln für längere Zeit verlassen haben, gilt immer noch: "Niemals geht man so ganz."

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