Klettern:Vom Menschen zum Affen

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Trotz etwaiger Ähnlichkeiten mit unseren nächsten Verwandten: Klettern ist auch für den "homo sapiens" absolut in.

Moritz Attenberger

Immer mehr versuchen in Kletterhallen oder in Klettergärten die Schwerkraft zu überlisten und hängen scheinbar schwerelos wie Fliegen in den steilsten Wänden oder Überhängen.

Die deutsche Geschwindigkeits- kletterin Lisa Knoche in ihrem Element (Foto: Foto: dpa)

Das Bild mutet seltsam an: Eine Horde junger Menschen kauert am Fuß einer Felswand und beobachtet ihren Artgenossen, wie dieser unter wilden Verrenkungen versucht, die Wand hinauf zu klettern. Dabei stößt er tierisch anmutende Laute aus, die von seinen Zuschauern mit ebensolchen Urlauten quittiert werden.

Einer isst genüsslich eine Banane. Sind an den Sportkletterern wesentliche Entwicklungen der Evolution spurlos vorbeigegangen? Und warum werden ihre Horden immer größer?

Gefahrloser Felsersatz

Tatsache ist: Die Fraktion derer, die Klettern alles andere als affig finden, wird immer größer. Der Sport boomt, Kletterhallen schießen aus dem Boden und bieten Kletterkurse an. Längst haben die Wettkämpfe das Interesse der Zuschauer geweckt. Vor allem das sogenannte Sportklettern erfreut sich in letzter Zeit immer größerer Beliebtheit.

Dabei können, im Gegensatz zum klassischen Alpinklettern an hohen Bergen, die Bewegungen am Fels in spielerischer und vor allem gefahrloser Weise erlernt werden. Wer mit dem Klettern anfangen will, muss nicht gleich in Wänden herumturnen, die Hunderte von Metern hoch sind. In geringer Höhe, gut gesichert durch ein zuverlässiges Seil, lassen sich Bewegung und Sicherungstechniken geradezu spielerisch erlernen.

Dazu kommt, dass man aufgrund des großen Angebots an Kletterhallen noch nicht einmal mehr aus der Stadt in die Berge fahren muss, um in den vertikalen Sport einzusteigen. Die Freaks trainieren ihre Muskeln sogar den ganzen Winter über in der Halle und für viele ist das "Indoor-Klettern" gar zum Selbstzweck geworden. An eleganten Bewegungen und der eigenen Körperbeherrschung findet jedermann Spaß, egal in welchem Alter, egal ob drinnen oder draußen.

Sicher in der Senkrechten

In einem Kletterkurs lernt man zunächst das sogenannte Toprope-Klettern. Dabei läuft ein Seil am oberen Ende der jeweiligen Kletteroute durch eine Umlenkung. An einem Ende klettert man, am anderen Ende sichert der Partner mit einem Sicherungsgerät und zieht immer gerade soviel Seil nach, dass der Kletternde, falls er abrutscht oder ihn die Kräfte verlassen, ganz sanft von Klettergurt und Seil aufgefangen wird.

Schon bald fängt man an, sich in der Senkrechten sicher zu fühlen und wagt sich an den ersten "Vorstieg". Diesmal kommt das Seil nicht mehr von oben, sondern der Kletternde zieht es am Klettergurt mit sich und klinkt es in die, in kurzen Abständen an der Wand befestigten Sicherungspunkte ein. Stürzt er, so fällt er allenfalls ein Stück unter den letzten Sicherungspunkt. Dann hält ihn das Seil, das sein Partner am unteren Ende blockiert.

Spätestens nach dem ersten gelungenen Vorstieg, sei es in der Halle oder im Klettergarten, entwickelt man einen geradezu tierischen Trieb, seine Freizeit an den Armen hängend zu verbringen. Die Griffe werden immer kleiner, die Wände immer überhängender, die Unterarme dicker, die Schultern breiter und spätestens wer sich aufrecht stehend in den Kniekehlen kratzen kann, sollte sich Gedanken machen. Dass Bananen für das Klettern eine hervorragende Energiequelle darstellen, ist reiner Zufall.

Infos im Netz zu Hallen und Kursen:

www.kletternmachtspass.de: Homepage der Kletterhalle Heavens Gate, die Routen verlaufen spektakulär an den Innenwänden 30m hoher Silo-Türme im Münchner Kunstpark. www.kletterzentrum-muenchen.de: Europas größte Kletterhalle in München Thalkirchen. Testsieger im Kletterhalllentest der Stiftung Warentest. www.montagne.de: Die kleine, gutausgestattete Halle in Rosenheim ist beliebter Treffpunkt der örtlichen Kletterszene. www.kletterhalle-weilheim.de: Große, abwechslungsreiche Halle mit langen Routen. www.magnesia-klettern.de: Große Kletterhalle in Forchheim.

Weitere Kletterhallen z. B. unter: www.indoorclimbing.com/bayern.html oder bergtouren.info/kletterhallen/kletteranlagen.htm

Klettergärten um München. Eine Auswahl:

Kochel: bedeutendes Klettergebiet am Kochelsee mit berühmten Routen, für Anfänger weniger geeignet, da wenige leichte Routen vorhanden sind.

Fränkische Schweiz: bekannt bei Kletterern aus aller Welt bietet das Frankenjura unzählige Klettergärten für alle Schwierigkeitsgrade, zumeist nur wenige Meter vom Parkplatz entfernt.

Flintsbach: beliebter Klettergarten bei Brannenburg im Inntal. Der Parkplatz direkt an der Wand lockt viele Kletterer, Routen unterer und mittlerer Schwierigkeitsgarde herrschen vor.

Buchenhain: Bouldern (klettern in Absprunghöhe ohne Seil) ganz in der Nähe von München.

Steinlingwand (auch Gederer Hüttenwandl): am Chiemgauer Hausberg Kampenwand, vor allem untere und mittlere Schwierigkeitsgrade in bester Absicherung. Etwas längerer Zustieg mit der Bahn oder zu Fuß

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