Katalog-Preisbindung:Drei Wochen Mallorca ab 99 Euro?

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Im Internet können Reiseveranstalter jede Minute die Preise ändern, jetzt drängen sie massiv darauf, dass sie künftig auch keine fixen Preise mehr in die Kataloge schreiben müssen. Die Leidtragenden wären möglicherweise die Urlauber.

Interview: Hans Gasser

Im Internet sei es möglich, die Preise anzupassen, bemängeln Reiseveranstalter, während im Katalog Von-bis-Preise verboten sind. Was ein Ende der Preisbindung im Katalog bedeuten würde, erläutert der Tourismusexperte Karl Born.

"Es könnte schon sein, dass die Preise auch mal höher liegen als der Mittelwert": Tourismusexperte Born (Foto: Foto: privat)

SZ: Mit welcher Begründung verbot das Landgericht Hannover dem Reiseveranstalter Tui, flexible Preise zu machen?

Karl Born: Die Rechtslage ist eben so. Wenn man in gedruckten Katalogen Angebote macht, muss man einen präzisen Preis nennen und keinen Von-bis-Preis. Im Internet kann man jede Minute die Preise ändern. Ganz logisch ist deshalb die Gesetzgebung nicht.

SZ: Ist damit zu rechnen, dass die Katalogpreisbindung in diesem Jahr fällt?

Born: Ich glaube nicht, dass es so schnell geht. Zwar üben die großen Veranstalter Tui und Thomas Cook und nun auch der Deutsche Reiseverband großen Druck aus, aber erfahrungsgemäß dauert das länger. Die Verbraucherschützer werden natürlich Sturm laufen dagegen.

SZ: Als Kunde hätte man doch einen Nachteil, weil die Preise nachträglich eher erhöht als gesenkt würden?

Born: Senken darf man die Katalogpreise ja heute bereits zu jeder Zeit. Die Veranstalter würden vermutlich Von-bis-Preise angeben im Katalog. Da könnte es schon sein, dass die dann auch mal höher liegen als der Mittelwert. Der Hintergrund für die Forderung der Veranstalter ist, dass sich die Durchschnittspreise, die heute im Katalog stehen, nicht immer rechnen. Wenn ein Zielgebiet gut läuft und man nicht so viele Hotelbetten eingekauft hat, könnte man dann mit dem Preis etwas hochgehen. Das wäre im Einzelfall ein Nachteil für den Kunden.

SZ: Müsste man dann auch für Pauschalreisen mit "ab 19 Euro"-Lockvogel-Werbung rechnen?

Born: Ganz so brutal wie die Fluggesellschaften, glaube ich, werden es die Reiseveranstalter nicht machen. Denn das führte zur Verärgerung der Kunden. Wenn einer 19,90 Euro liest, aber 150 Euro bezahlt, fühlt er sich betrogen. Auch die Reisebüros sind eher skeptisch gegenüber flexiblen Katalogpreisen. Auf sie käme Mehrarbeit zu.

SZ: Konventionelle Veranstalter bieten ja längst auch Online-Reisebuchung, und da dürfen sie ja die Preise anpassen.

Born: Ja, das stimmt. Allerdings sagen die, sie müssten das anbieten, um nicht ins Hintertreffen zu geraten. Hätten sie schon in den Katalogen größeren Spielraum, wären sie darauf nicht so stark angewiesen - aber das ist die Frage nach der Henne und dem Ei. Fakt ist, dass die beiden Vertriebsarten nicht gleich berechtigt sind.

SZ: Die Veranstalter sagen, sie hätten nur geringen Onlineabsatz, weil man dort nicht billiger als im Katalog anbieten dürfe. Ist das ein Argument?

Born: Nein, dürfen würden sie schon, aber der Markt würde es nicht akzeptieren. Die Reisebüros würden natürlich einen Riesenaufstand machen, wenn dieselbe Reise beim Veranstalter billiger zu haben wäre. Der Grund für den geringen Internetanteil ist, dass die Menschen bei Pauschalreisen lieber die Beratung im Reisebüro suchen.

SZ: Dertour bietet schon seit zwei Jahren tagesaktuelle Flüge zu den Reisen an.

Born: Als sogenannter Baustein-Reiseveranstalter bietet Dertour Zimmer, Mietwagen und Flüge separat an, deshalb dürfen die das. Nur bei Pauschalreisepaketen ist es verboten. Reiseveranstalter umgehen dies bereits heute, indem sie eigene Preisteile drucken und öfter mal erneuern als den gesamten Katalog. Zudem sind die Preislisten oft so unübersichtlich mit verschiedensten Reisezeiträumen, Zimmerarten und Frühbucherrabatten, dass man sich schon heute schwertut, den richtigen Endpreis aus dem Katalog herauszulesen.

© SZ vom 17.01.2008/sonn - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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