Interview: Was macht eigentlich...:...ein Schiffspastor?

Damit die einen Urlaub machen können, müssen die anderen arbeiten. Im Tourismus gibt es dabei Berufe, die durchaus ungewöhnlich sind. Wie dieser hier.

Von Fridolin Weindl

SZ: Herr Kandel, Sie arbeiten als Schiffspastor, unter anderem auf der "MS Europa". Was machen Sie genau?

Auch "MS Europa" hat einen Pastor an Bord. (Foto: Foto: obs)

Oskar Jakob Kandel: Ich halte regelmäßig Andachten und Gottesdienste an Bord ab. Gelegentlich traue ich Hochzeitspaare und betreue andere Gäste seelsorgerisch: Viele sind auf einem Schiff eher als zu Hause bereit, über ihre Probleme zu reden. Im Bordfernsehen spreche ich zudem das Wort zum Sonntag.

SZ: Hat jedes Schiff eine Kapelle?

Kandel: Nein. Gelegentlich wird einfach der schönste Raum für den Gottesdienst umfunktioniert. Sind einmal nicht genügend Kerzen, Oblaten oder Gesangbücher an Bord da, bringe ich das mit.

SZ: Wie wird Ihre Arbeit von den Gästen aufgenommen?

Kandel: Ich habe in fast zehn Jahren nur gute Erfahrungen gemacht. Meine ökumenischen Gottesdienste kommen bei Reisenden aus verschiedenen Ländern gut an.

SZ: Bekommen Sie von den bereisten Ländern selbst etwas mit?

Kandel: Ja. Ich nehme an Landausflügen teil und erzähle den Gästen etwas über die Kultur und Religion des jeweiligen Landes. Gelegentlich führe ich sie auch in eine Kirche: Am Kap Hoorn habe ich schon gepredigt, ein anderes Mal in Hammerfest, in der nördlichsten Kirche der Welt. Das waren Höhepunkte in einem Pastorenleben.

SZ: Wie sieht dieses Leben sonst aus?

Kandel: Hauptberuflich bin ich Klinikseelsorger der Herz-Kreislauf-Klinik in Bad Bevensen. Für die Kreuzfahrten werde ich ganz offiziell von der evangelischen Landeskirche beauftragt.

© SZ vom 3. 8. 2004 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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