Interview mit einer Schlaf-Concierge:"Ich kann Einschlaf-Massagen anbieten"

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Wasserkissen, Erdnussbutter oder Geräusche-Maschine: Wenn Gäste im Benjamin Hotel nicht einschlafen, ist Anya Orlanska gefragt.

Interview: Ann-Kathrin Eckardt

Seit neun Monaten arbeitet die 38-jährige Anya Orlanska im Benjamin Hotel in New York als Schlaf-Concierge. Wer nicht genauso gut wie zu Hause schläft, bekommt sein Geld zurück.

Anya Orlanska bei der Arbeit (Foto: Foto: oh)

SZ: Wie viel Geld für schlaflose Nächte musste Ihr Hotel schon erstatten?

Orlanska: Bis jetzt noch keines.

SZ: Ist das Ihr Verdienst?

Orlanska: Naja, sagen wir auch mein Verdienst. Drei Tage vor der Ankunft schreibe ich allen Gästen eine E-Mail mit unserem Kissen-Menü und frage Sie nach ihren Schlafgewohnheiten und Vorlieben. Die meisten Gäste sind ganz begeistert und schreiben sofort zurück.

SZ: Und was steht auf der Menükarte?

Orlanska: Zur Zeit zwölf verschiedene Kissen. Das Wasserkissen lindert zum Beispiel Genick- und Kopfschmerzen, "Snore-No-More" sorgt dafür, dass auch die Partner gut schlafen und das "Lullaby" hat einen iPod-Anschluss. Außerdem haben wir noch Buchweizenkissen oder 1,50 Meter große Ganzkörperkissen im Angebot. Wir testen alle Kissen selbst und arbeiten eng mit dem Nationalen Schlafinstitut zusammen.

SZ: Was ist denn Ihr Lieblingskissen?

Orlanska: Das "Swedish Memory". Es wurde von der Nasa für Astronauten entwickelt. Der besondere Schaumstoff passt sich perfekt an und merkt sich sozusagen die Lieblingsschlafposition.

SZ: Ist die Auswahl bei den Matratzen auch so groß?

Orlanska: Nein. Da gibt es nur eine. Aber die wurde extra für uns hergestellt. Sie hat eine spezielle Schaumstofffederung, ist aber trotzdem relativ hart. Die meisten Menschen, die Schlafprobleme haben, liegen zu Hause nämlich viel zu weich. Außerdem sind alle Matratzen mit Laken aus edler ägyptischer Baumwolle bezogen, die sich auf der Haut ganz weich anfühlt.

SZ: Sie bieten Ihren Gästen auch spezielle Betthupferl an.

Orlanska: Ja. Proteinreiche Nahrung sendet nämlich Schlafsignale ans Gehirn. Auf Wunsch bringen wir abends warme Milch, Bananenbrot mit Erdnussbutter und Schokokekse aufs Zimmer.

SZ: Wenn man aber trotzdem noch nicht einschlafen kann?

Orlanska: Wenn jemand ernsthafte Schlafstörungen hat, kann auch ich nicht helfen. Ich bin ja kein Arzt. Aber ich kann unseren Gästen noch Einschlaf-Massagen anbieten und eine Aromatherapie mit Lavendel. Oder ich kann ihnen eine Geräusche-Maschine ins Zimmer stellen. Viele Gäste schlafen besser ein, wenn sie im Hintergrund Wasserplätschern, Vogelgezwitscher oder das Summen eines auf Stand-by geschalteten Fernsehers hören.

SZ: Und wozu der ganze Aufwand?

Orlanska: Am Anfang kamen viele unserer Gäste mit ihrem eigenen Kissen unterm Arm zu uns. Da haben wir erkannt, dass das Wichtigste für unsere Kunden - überwiegend Geschäftsleute - nicht ihr Laptop oder ihr Blackberry ist, sondern ein gesunder, erholsamer Schlaf. Bei Tieren ist das übrigens ähnlich. Weil viele Gäste ihre Hunde mitbringen, haben wir inzwischen auch für sie eine Beruhigungs-DVD mit Gebell und Musik sowie spezielle Betten in allen Größen.

© SZ vom 27.03.2008/sonn - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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