"Huthaus Flair":Hauptsachen

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Je älter der Kunde, desto breiter die Krempe: Im „Huthaus Flair“ haben die Mitarbeiterinnen schon so manchen Zweifler davon überzeugt, dass ihm Hüte stehen. (Foto: Bert Bostelmann)

Das Interesse an Hüten bleibt.

Von Jan Willmroth

Im Winter, so wie in diesen Wochen, sind wärmende Hüte gefragt, aus Filzstoff, oder gefütterte Schiebermützen oder Strickmützen, auch die hat Lida Beckmann im Programm. Eine große Auswahl sei wichtig, sagt sie, während sie Platz nimmt hinter der Kasse und zu ihrer Rechten vor dem Schaufenster auf der Hasengasse die Menschen vorbeihechten. Manch einer bleibt stehen, schaut auf die Halsketten und Ohrringe, die Tücher und Schals, die Damen- und Herrenhüte, die Beckmann ausstellt. Hüte und Accessoires, das war von Beginn an ihr Konzept, und Beckmann lässt keinen Zweifel daran: Das wird auch noch eine ganze Weile so bleiben.

Denn seit vier bis fünf Jahren steige das Interesse an Hüten wieder, beobachtet sie. Immer wieder kommen junge Kerle ins Geschäft, hinreichend verunsichert, ob sie es denn wagen sollten mit dem Tragen eines Hutes, und gehen als überzeugte Hutträger hinaus. Meistens bleibt es nicht bei einem. Wer einmal angefangen hat, kriegt Lust auf mehr, und als Faustregel gilt, dass mit steigendem Lebensalter der männlichen Kunden auch die Hutkrempen breiter werden. "Es gibt für jede und jeden den passenden Hut", sagt Beckmann. Ein bisschen ist das wie beim Optiker, wo am Ende jeder eine Brille findet, die ins Gesicht passt und mit der Kopfform harmoniert.

Die Idee hatte sie damals schon länger gehabt, es fehlte nur die Chance, und die kam 1995, als eine ältere Dame in der Schillerstraße ihr Hutgeschäft aufgab. Beckmann zog dort ein und fünf Jahre später um in ihr Ladenlokal in der Hasengasse 10, das "Huthaus Flair", von der Zeil aus ein paar Meter auf der linken Straßenseite. Die Gegend hat sich sehr verändert im Lauf der Jahre, in der Kernstadt können sich fast nur noch Ketten die Mieten leisten, ständig wechseln die Läden. Genau gegenüber stand lange ein Geschäft leer, weil sich kein Mieter fand, jetzt verkauft die Bäckereikette Eifler dort Brot und Brötchen.

Beckmanns Laden lief von Beginn an, daran hat sich bis heute nichts geändert. Anfangs kamen fast nur Frauen, heute sind es mehr Männer, ihr Hutgeschäft ist mittlerweile weit und breit das einzige. Das mag der wichtigste Grund sein, warum es sich noch lohnt, und sie nicht nur die Miete, sondern auch problemlos zwei Mitarbeiterinnen bezahlen kann. "Man unterschätzt nämlich", sagt sie, "wie viele Menschen Hüte tragen. Vielen Hutträgern sieht man nicht an, dass sie welche sind." Weil sie im Alltag nicht immer einen aufsetzen.

Bald, wenn Frühling und Sommer nahen, wird Beckmann wieder mehr Strohhüte verkaufen oder klassische Panama-hüte, die ihre Kunden mit in den Urlaub nehmen. Und die Klassiker von Stetson und Mayser und Borsalino, die gehen immer.

© SZ vom 26.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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