Hundertwasser-Turm in Niederbayern:Rund und bunt - aber nicht zu hoch

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In Abensberg ist der Grundstein für eines der letzten Werke des Künstlers gelegt - lange hatten Denkmalpfleger den Bau verhindert.

Rolf Thym

Der Leidenschaft des Abensberger Brauereibesitzers Leonhard Salleck, 64, für die Werke des österreichischen Künstlers Friedensreich Hundertwasser haben es die 12.500 Einwohner der niederbayerischen Kleinstadt zu verdanken, dass sie wohl in einem Jahr über eine Touristenattraktion besonderer Güte verfügen.

Architektur
:Bunt, rund, Hundertwasser

Streng, gerade, Kastenform? Nicht mit Friedensreich Hundertwasser: Der Künstler ist berühmt für seine verspielten Bauten. Eines seiner letzten Werke steht in Niederbayern.

Am Montag hat Salleck sichtlich gerührt den Grundstein für einen Turm gelegt, an dessen Plänen der im Februar 2000 gestorbene Hundertwasser während seiner letzten Lebenswochen gearbeitet hatte.

Die neun Jahre dauernden Vorbereitungen für den Turmbau zu Abensberg waren begleitet von allerlei Reibereien zwischen Salleck und dem Landesamt für Denkmalpflege. Eines der größten Probleme bestand darin, dass der Hundertwasser-Bau ursprünglich 70 Meter hoch aufragen sollte, was Egon Greipl, Bayerns oberster Denkmalschützer, strikt ablehnte.

Er befürchtete eine nicht hinnehmbare Beeinträchtigung des mittelalterlich geprägten Abensberger Altstadtensembles mit der im Jahr 1380 erbauten, 56 Meter hohen Pfarrkirche.

Es kam dann wegen "einem Haufen Kleinigkeiten", wie sich Salleck wortkarg erinnert, auch noch zu einer atmosphärischen Eintrübung zwischen dem Bräu und Bürgermeister Uwe Brandl (CSU). Der Brauereibesitzer überlegte zwischendurch gar, den Turm irgendwo anders zwischen Regensburg und Ingolstadt zu bauen - letztlich aber endete alles im Guten.

Das nach Sallecks Einschätzung "einmalige" architektonische Hundertwasserwerk wird jetzt nicht 70, sondern nur noch 34,19 Meter hoch.

Dies veranlasste den Bauherrn bei der Grundsteinlegungsfeier zu der Bemerkung, er stehe bei den Denkmalschützern "in großer Dankesschuld", weil sie "mich zu meinem Glück getrieben haben".

Mit dem Turm sind die Baukosten geschrumpft. Wie viel Geld Salleck am Ende wird hinlegen müssen, weiß er nach eigenem Bekunden "selber nicht" - die Bauausschreibung laufe ja noch.

Sicher ist aber, dass 176 Stufen hinaufführen werden zu einer Aussichtsplattform und weiter zu einer golden scheinenden Kuppel, in der eine kleine Restauration untergebracht werden soll. An dem bunten Turm wird sich, wie bei Hundertwasser üblich, kaum ein rechter Winkel finden, wohl aber verspielte, fließende Formen, Erkerchen, Säulen und runde Gucklöcher.

Leonhard Salleck hat Teile seiner Brauerei wie auch eine Begrenzungsmauer im Hundertwasserstil gestaltet, weil er findet, dass knallbunte Farben und fließende Linien "Nahrung für die Seele" sind. Im Turm will er künftig ein Bier-Museum unterbringen und mit dem Gesamtkunstwerk etwa 50.000 Besucher im Jahr anlocken.

Bürgermeister Brandl übrigens verwahrt sich gegen Unterstellungen, er habe das Projekt jemals behindert. Gemeinsam mit der Brauerei will er ein Werbekonzept ausarbeiten.

In Anlehnung an den Spargelanbau rund um die Stadt lautet der bisherige Slogan: "Abensberg - eine Spargelspitze voraus." Nun müsste nur noch "Spargel" gegen "Turm" getauscht werden, dann wäre alles gesagt.

© SZ vom 24.4.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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