Hotel-Pool in der Türkei:Acht Monate Lebensgefahr

Erst nach mehr als einem halben Jahr stuft ein Gutachter den Pool, in dem ein Achtjähriger ertrunken war, als lebensgefährlich ein.

Erst acht Monate nach dem tödlichen Badeunfall eines Jungen aus Deutschland in der Türkei hat ein Gutachter Teile der dortigen Ferienanlage als lebensgefährlich eingestuft. Dies teilte der Verein "Hilfe für Reiseunfälle" am Mittwoch mit. Das Gutachten sei für das laufende Gerichtsverfahren wegen fahrlässiger Tötung an einem türkischen Gericht erstellt worden.

"Wir waren entsetzt. Acht Monate war nichts passiert", sagte die Vereinsvorsitzende Evelyn Wagner. "Es hätte weitere Kinder treffen können." Bei dem Unfall im August vergangenen Jahres war der achtjährige Tim aus Nordrhein-Westfalen ertrunken. Der damalige Reiseveranstalter TUI sagte, die bemängelte Ausstattung sei inzwischen nachgebessert worden. Zum Zeitpunkt der Arbeiten machte er keine Angaben.

Wasserrutsche weder genehmigt noch überprüft

In seinem Bericht für das türkische Strafverfahren habe der Gutachter festgestellt, dass die Nutzung des Beckens lebensgefährlich sei, teilte der Verein weiter mit. Vor einem Ansaugstutzen sei mittlerweile ein Gitter angebracht worden, das weitere Unfälle verhindern soll. In die Ansaugrohre könnten Menschen hineingezogen werden.

Die Wasserrutschanlage, zu der die Rohre gehörten, sei weder genehmigt noch behördlich abgenommen. "Das Gutachten spricht Bände", sagte Wagner. Evelyn Wagner hatte 2001 ihren elfjährigen Sohn Philipp bei einem vergleichbaren Unfall in Griechenland verloren.

Der Bundesgerichtshof hatte danach entschieden, dass Reiseveranstalter die Einrichtung einer Hotelanlage auf mögliche Risiken prüfen müssen. Nach Schilderung eines Verwandten war der Junge mit einem Bein in den Ansaugschacht gezogen worden. Selbst Helfer hätten ihn nicht mehr herausziehen können.

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