Sollten Sie beim Urlaub auf den Philippinen eine alte Frau vor einer Kirche sehen, die einem jungen, recht gut gekleideten Paar die Haare kämmt, dann wundern sie sich nicht. Sie sind gerade Zeuge einer Hochzeit. Dieses Ritual soll den Frischvermählten Glück bringen.
Bevor es überhaupt zum Ja-Wort kommt, muss der geneigte Bräutigam in China seine Braut am Tag der Vermählung erst einmal finden. Die Angehörigen und Freunde seiner Geliebten versuchen, ihn davon abzuhalten.
Erst wenn er der Familie einen "hong bao", einen roten Umschlag mit Geld, überreicht hat, kann er gemeinsam mit seiner Geliebten die Zeremonie beginnen.
Gemeinsam feiern - das gibt es nicht in Marokko. Dort gilt strikte Geschlechtertrennung bei der Hochzeitsparty. Nur der Bräutigam darf zu seiner Frau (und den ganzen anderen Frauen!).
Frauen und Männer feiern getrennt? Non, sagen die Franzosen. Besonders den männlichen Gästen würde ganz schön was entgehen. Denn in Frankreich stellt sich die Braut in der Mitte des Hochzeitssaals auf und beginnt ihr Bein langsam zu entblößen. Immer höher zieht sie ihren Rock, für jeden Zentimeter allerdings müssen die Herren blechen.
Umziehen statt Ausziehen ist in Japan das Motto. Dort muss die Braut über den gesamten Tag hinweg mehrere Roben überstreifen. Ein traditionelles Hochzeitsgewand, einen Kimono und ein weißes Brautkleid. Tja, Kleider machen schließlich Leute.
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Im hohen Norden spielt ebenfalls ein Kleidungsstück eine gewichtige Rolle. In manchen Regionen in Schottland warf der Vater der Braut früher den Verheirateten nach der Eheschließung einen Schuh hinterher - nicht aus Frust, sondern um zu zeigen, dass er die Verantwortung für das Wohlergehen ihrem Ehemann überträgt.
Der muss dann erstmal zusehen, wie seine Frau einem anderen Mann einen Kuss gibt. Dem Dudelsackspieler. Aber keine Angst, das ist noch kein Ehebruch, sondern bringt Glück. Vielleicht.
Ein weiterer, keltischer Brauch aus Schottland geht auf den schottischen Dichter Robert Burns zurück. Der schrieb eines Tages: "Nothing evil can cross flowing water." - "Nichts Böses kann fließendes Wasser überqueren." Gesagt, getan. Um zu heiraten, nehmen Mann und Frau jeweils einen silbernen Löffel und tauschen sie über einem Fluss.
Auch in Wales gibt es diesen Brauch, allerdings müssen sich die beiden hier die Löffel erst noch aus Holz schnitzen.
In Thailand ist das Bett vor der Hochzeitsnacht schon angewärmt. Denn traute Zweisamkeit ist erstmal nicht zu erwarten. Die gesamte Hochzeitsgesellschaft begleitet das Brautpaar ins Schlafzimmer. Dann legt sich das Paar, das unter den anwesenden am längsten verheiratet ist, in das Bett und segnet es. Erst dann können Braut und Bräutigam zur Sache kommen. Ohne Zuschauer versteht sich.
Bevor es überhaupt soweit kommt, fließt in der Slowakei erst einmal jede Menge Schnaps. Das hat Tradition. So werden die Braut und der Bräutigam auch als allererstes vom Wirt empfangen. Dann wird ein Teller auf den Boden geschmissen und die Braut muss die Scherben zusammenfegen. Und das ist beileibe nicht einfach, denn die Gäste kicken die Scherben immer wieder weg. Aber der Bräutigam hilft seiner Frau natürlich auch ein bisschen. So kann er sich schon mal an die Ehe gewöhnen. Später essen beide auf dem Fest aus einem Teller ihre Suppe.
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Keine Suppe, sondern Truthahn ist das traditionelle Hochzeitsgericht in Brasilien. Auf dem Junggesellinnen-Abschied werden sehr heikle Spiele gespielt: Die angehende Ehefrau bekommt von ihren Freundinnen jede Menge verpackte Geschenke. Dreimal darf sie raten, was sie für ein Geschenk bekommt. Errät sie den Inhalt, ist alles OK. Liegt sie daneben, muss sie ein Glas Schnaps trinken und sich eines Kleidungsstückes entledigen. Es kann also passieren, dass sie bald nackt herumsteht. Und davon sollten keine Fotos bei der Hochzeit herumgezeigt werden. Das könnte peinlich werden.
Heiß wird es dem Ehepaar auch in Indien. Allerdings in einem anderen Sinn. Bei der Zeremonie verknüpfen Braut und Bräutigam ihre Kleider miteinander und laufen sechsmal um ein Feuer. Dreimal geht der Mann voraus und dreimal die Frau.
Auf ein Podest gehoben werden Brautpaare auf Zypern. Dann läuft die versammelte Hochzeitsgesellschaft um die beiden herum und legt Geldscheine auf den Boden. Das bessert das Konto auf, und das nicht schlecht.
Auch bei der Zeremonie in Mexiko kommt Geld ins Spiel. Eine Freundin oder Verwandte des Paares hält während der Trauung 13 Goldmünzen in ihrer Hand. Diese präsentiert der Bräutigam dann seiner Frau und zeigt ihr so, dass sie ihm vertrauen kann und er sie immer unterstützt. Die 13 Münzen stehen für Christus und die zwölf Apostel.
In Griechenland hat es das Brautpaar nicht einfach. Abstinenz ist hier angesagt. Denn eine Woche vor der Hochzeit trennen sich die beiden Verlobten - nur örtlich versteht sich. Es soll angeblich Unglück bringen, wenn sich das Paar in der Zeit sieht. Hat es denn schon mal jemand riskiert?