Gesundheit:Das Geheimnis der Früchtchen

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Wunderkugeln mit wenig Kalorien: Beeren sind die reinste Medizin

Sommer ist Hochsaison für Beeren. Endlich werden Erdbeeren, Himbeeren und Co. nicht mehr eingeflogen, sondern reifen auch bei uns zu aromatischen kleinen Wunderkugeln. Beeren schmecken nämlich nicht nur gut, sondern haben zudem wertvolle Inhaltsstoffe. US-Forscher haben herausgefunden, dass zum Beispiel Polio-Viren in den verdünnten Fruchtextrakten von Heidelbeeren, Himbeeren und Erdbeeren fast vollständig absterben. "Beeren stimulieren den Stoffwechsel und die körpereigene Abwehr", sagt der Münchner Immunologe Dr. Peter Schleicher. "Sie stärken das Herz, regen die Nieren an und sind gut gegen Rheuma, Gicht und Diabetes".

Die Zeit der Beeren ist da. Die kleinen Leckerbissen stecken voller Bio-Power. (Foto: Foto: DDP)

Erdbeeren enthalten mehr Vitamin C als Zitronen oder Orangen. Schon 150 Gramm der süßen Früchte decken den gesamten Tagesbedarf. Bis heute wurden 300 verschiedene Substanzen isoliert, die in einer einzigen Erdbeere stecken: unter anderem ätherische Öle, Pektin, Flavone, Gerbstoffe, dazu Kalium, Phosphor und Eisen. Der berühmte Botaniker und Mediziner Carl von Linné kurierte mit Erdbeeren vor mehr als 200 Jahren seine Gichtanfälle. In Indien lassen Ärzte ihre Patienten die Zähne mit frischen Erdbeeren einreiben, weil sie sogar gegen Karies helfen und das Zahnfleisch kräftigen. Selbst Jugendliche, die unter Akne leiden, finden Trost in der Erdbeere: "Erdbeersaft, der auf einen Pickel getupft wird, lässt die lästige Pustel schnell verschwinden", berichtet Schleicher, der sich seit vielen Jahren mit der medizinischen Wirkung von Nahrungsmitteln beschäftigt.

Eine weitere Geheimwaffe aus der Beerenfamilie ist die Heidelbeere. Sie ist reich an Karotin, Vitamin C und Eisen, enthält außerdem einen entgiftenden Gerbstoff. Heidelbeersaft tötet Kolibakterien, Tee aus Heidelbeerblättern hilft gegen Magenschmerzen und Durchfall. Wer regelmäßig Heidelbeeren nascht, fördert außerdem die Elastizität der Blutgefäße.

Rote Vitaminspender

Die Heidelbeere ist hilfreich gegen Magenschmerzen und Durchfall. (Foto: Foto: AP)

Eine enge Verwandte der Heidelbeere ist die Preiselbeere. Durch Inhaltsstoffe wie Kalium und Natrium beschleunigt sie die Wasserausscheidung, die säuerliche Frucht weckt den Appetit. Wer morgens keine Lust aufs Frühstück hat, sollte als erste Mahlzeit des Tages etwas Preiselbeermus naschen, der richtige Hunger folgt dann auf den Fuß. Die Pektine in der Preiselbeere senken außerdem die Cholesterinwerte, Preiselbeerblätter werden zur Behandlung von Nieren- und Blasenentzündungen eingesetzt.

Eine der größten Vitaminbomben ist die Johannisbeere, die in den Farben rot, weiß und schwarz vorkommt. 100 Gramm Johannisbeeren spenden den doppelten Tagesbedarf an Vitamin C sowie mehrere B-Vitamine, Flavone, Kalzium und Phosphor. Johannisbeeren stärken das Immunsystem, regen den Speichelfluss, die Magensäureproduktion und die Darm- Peristaltik an und sind damit gut gegen Verstopfung. In der ayurvedischen Medizin wird Johannisbeersaft bei Gallenund Leberleiden empfohlen.

Himbeeren und Brombeeren sind Schwestern, die als Heilpflanzen gelten. Sie zählen zu den ältesten Arzneimitteln in Europa und Asien. Frische Himbeeren haben viele aktive Säuren (natürliches Aspirin, Pektin, Gerbstoffe), die die Leber entgiften helfen und auch Fieber senken. Die Brombeere enthält viel Eisen und Kupfer, dazu entwässerndes Kalium und Kalzium, das die Knochen festigt. Ein Tee aus Brombeerblättern hat sich bewährt bei der Behandlung von Husten und Heiserkeit.

Die Stachelbeere ist in Europa erst seit etwa 350 Jahren bekannt. In der ayurvedischen Medizin wird sie als Frühjahrskur empfohlen, weil sie die Verdauung unterstützt und Blutfette abbaut. Hilfreich sind aber nicht nur Zuchtbeeren, sondern auch Wildfrüchte wie die Vogelbeere, die Berberitze und der Holunder. Die Vogelbeere nutzt bei Erkältungen, sie hat einen außergewöhnlich hohen Vitamin C-Gehalt, die Berberitze fördert die Ausscheidung von Harnstoffen. Holunderbeeren haben den höchsten Selengehalt aller Früchte, sie binden selbst Schwermetalle im Körper. Doch Vorsicht: Rohe Holunderbeeren sind giftig, sie können Durchfall und Erbrechen provozieren und dürfen deshalb nur gekocht gegessen werden. Holundersaft ist reich an den Vitaminen A und C und wirkt gegen Erkältungen.

Keine Beere ohne Wirkung also und im Gegensatz zu chemischen Keulen haben die süßen Früchtchen noch nicht mal unerwünschte Nebenwirkungen. Selbst Schlankheitsapostel haben keine Ausrede: Sämtliche Beeren sind kalorienarm und enthalten kein Fett.

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