Flugreisen mit Kindern:Die Familien-Abzocke

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Bei manchen Airlines werden schon Zweijährige wie Erwachsene behandelt - preislich gesehen. Gerade vermeintlich günstige Ferienflieger treiben mit Zusatzkosten für Kinder die Ticketpreise in die Höhe.

Daniela Dau

Wer mit Kindern reist, erlebt nach der Buchung bei Charter- oder Billigfliegern häufig sein blaues Wunder: Spezielle Zusatzkosten treiben den vermeintlich günstigen Ticketpreis in die Höhe.

(Foto: Foto: iStock)

Das Prinzip ist einfach und zeigt sich sich in immer neuen Variationen: Bisher kostenlose Selbstverständlichkeiten für Familien werden abgeschafft und in Extras umgewandelt, die es nur noch gegen Aufpreis gibt. Einige lassen sich vermeiden, bei anderen müssen Eltern zähneknirschend über den Flugpreis hinaus in die Tasche greifen.

Vielleicht können Mama und Papa dank flexibler Tagesplanung auf längeren Flügen noch die sieben beziehungsweise zehn Euro für ein warmes Kindermenü bei Air Berlin oder Condor einsparen. Um einen anderen Service aber werden sie nicht herumkommen - es sei denn, sie riskieren, dass der fünfjährige Nachwuchs vielleicht am anderen Ende des Flugzeugs sitzt. Für jede Platzreservierung bei der Buchung nimmt beispielsweise Condor für Kinder ab zwei Jahren den Erwachsenentarif von zehn Euro pro Strecke. Macht 20 Euro für Hin- und Rückflug. Pro Kind.

Und der Lufthansa-Ableger ist kein Einzelfall: LTU berechnet zehn Euro, nur unwesentlich weniger sind es bei Air Berlin und der aus der Fusion von Hapagfly und HLX hervorgegangenen TUIfly - acht beziehungsweise 7,99 Euro. Ein Ausweg kann der bei Abflügen in Deutschland beliebte Vorabend-Check-in sein. Aber der ist gerade für Eltern kleinerer Kinder nicht immer leicht zu organisieren und bei der Rückreise vom Urlaubsziel gibt es ihn gleich gar nicht.

Zahlen oder hinten anstellen

Auch bei Ryanair haben sich die Zeiten geändert. Bisher herrschte die freie Platzwahl, allerdings durften bestimmte Fluggäste bevorzugt einsteigen wie Hilfsbedürftige - und eben Passagiere mit Kindern. Das Familien-Privileg gibt es bereits seit Ende letzten Jahres nicht mehr. Jetzt heißt das Ganze "Premium-Boarding" und bedeutet: Alle sind gleichgestellt und müssen pro Nase drei Euro für einen reservierten Platz hinlegen - oder sich hinten anstellen.

Bei den meisten Fluggesellschaften gilt: Kinder bis zu zwei Jahren haben keinen Anspruch auf einen eigenen Sitzplatz, sondern verbringen den Flug auf dem Schoß ihrer Erziehungsberechtigten. Zahlen müssen die Eltern natürlich trotzdem, die Spannweite liegt zwischen zehn Euro und bis zu zehn Prozent des Erwachsenentarifs.

Bringen die Eltern einen Kindersitz mit, wie es aus Sicherheitsgründen angeraten ist und belegen einen zusätzlichen Sitzplatz, kostet der natürlich - bis hin zum vollen Flugtarif. Hat das Kind schon die zweite Kerze auf dem Geburtstagskuchen ausgeblasen, wird es richtig teuer. Zwar besitzt der Nachwuchs nun die Garantie auf einen Sitzplatz, berechnet wird aber mindestens die Hälfte, wenn nicht zwei Drittel des Nettoflugtarifs eines regulären Tickets. Bei TUIfly gelten Kinder über zwei preislich sogar als vollwertige Erwachsene - dürfen aber natürlich nur in Begleitung eines ebensolchen fliegen.

Keine Differenzierung bei Gebühren

Für die fliegende Familie ist die Rechnung mit dem Sitzplatzpreis aber noch lange nicht abgeschlossen. Denn bei Steuern, Kerosinzuschlägen und Flughafengebühren unterscheiden die Airlines nicht zwischen Voll- und Teilzahlern - für alle gilt der volle Tarif. Nur Kleinkinder bis zwei Jahren fallen nicht unter diese Regelung. So hat zum Beispiel Condor die Ermäßigungen für Gebühren von Kindertickets komplett abgeschafft. Für die Eltern erhöht sich der Ticketpreis um drei bis sechs Euro pro Flugstrecke.

Dabei gehören Gebühren zu den wenigen Kosten, auf die Fluggesellschaften selbst nur bedingt Einfluss haben. Anders verhält es sich bei den Gepäcktarifen. Für Eltern heißt es gut überlegen, ob statt der eigenen Reisegarderobe nicht doch besser Kindercremes, Windeln oder Babynahrung im Koffer untergebracht werden könnten.

Denn Condor beispielsweise hat die Freigepäckmenge für Kleinkinder bis zwei Jahre halbiert und befördert künftig nur noch zehn Kilogramm kostenlos. Die Preise für das entstehende Übergepäck variieren je nach Reiseziel zwischen zehn und 16 Euro für Hin- und Rückflug. Die gute Nachricht: Kinderwagen, Buggys, Reisebetten und Autokindersitze werden nach wie vor ohne Aufpreis im Laderaum befördert.

Ferienflieger TUIfly dagegen hat seine Bestimmungen gerade noch rechtzeitig zur Urlaubssaison familienfreundlich geändert: Seit dem 25.3.2007 haben auch Kleinkinder einen Anspruch auf Freigepäck in Höhe von 20 Kilogramm.

Preisvergleich mit Linienfliegern lohnt

Jeder Posten für sich genommen mag gar nicht so happig sein. Doch in der Summe läppert es sich. Daher können sich schon bei einer einzigen Flugreise im Jahr die von Gesellschaften wie Air Berlin, Condor und LTU für 30 bis 50 Euro angebotenen Kundenkarten lohnen: Sie beinhalten zumindest die Reservierung für ganze Familien ohne Aufpreis. Außerdem hilft möglicherweise auch ein Blick auf die Angebote der Linienfluggesellschaften, um bares Geld sparen. Gerade am Wochenende und zu Ferienzeiten gibt es immer wieder günstige Angebote mit relativ geringen Sonderkosten - und dem gewohnt umfangreichen Service.

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