Fitness:Zwanglos im Hier und Jetzt

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In den Fitness-Studios ist der Asientrend angekommen

"Wer heute kommt, will sich etwas Gutes tun", sagt Fitness-Studio- Geschäftsführer Michael Dummert. "Früher, da waren das viel Schweiß und viele Gewichte, es ging verbissener zu. Inzwischen sucht man eher den Ausgleich zur Arbeit, wo der Stress wächst." Dummert ist Chef des Elixia-Studios Prinz am Münchner Prinzregentenplatz und dort kann man diesen Trend ebenso besichtigen, wie die Tatsache, dass "Muckibuden" alten Stils wenig Zukunft haben dürften. Dieser mitleidige Ausdruck bezeichnet in der Branche kleine Studios mit nicht viel anderem als Schweiß und Gewichten. In den modernen Studios, von denen die großen mehrere tausend Quadratmeter haben, gibt es längst viel mehr, nicht nur Dinge wie Schwimmbäder und Wellnessbereiche mit Sauna, Dampfbad und Solarien: Es gibt auch einen ganzheitlichen Ansatz, denn der Mensch besteht ja aus mehr als nur Muskeln. Das weiß man nicht nur bei einer bundesweiten Kette mit 26 Studios wie Elixia: "Holistic Approach" übersetzt trendgerecht Hans Eschenbacher, 47, der sich mit seinem Studio Jumeva in Dachau auf eine Zielgruppe spezialisiert hat - auf Frauen um die 40.

Wer heute Fitness betreibt, will vor allem eines - Spaß haben. (Foto: Foto: DPA)

Der Stoffwechsel gesunder Gourmets

Ganzheitlichkeit beinhaltet, dass die Kunden auch in punkto Ernährung beraten werden, wozu gehört, dass an der Theke des Studios allerlei Gesundes an Getränken und Snacks angeboten wird. Im Prinz geht das so weit, dass in Kooperation mit einem nahen Gourmetrestaurant Rezepte beziehungsweise Gerichte für die Fitness-Studio-Kunden angeboten werden. Ins ganzheitliche Konzept gehören zu Beginn ausführliche Beratungsgespräche, in denen es nicht nur um das Angebot des Studios und die Ziele und Motive des neuen Kunden geht. Es wird seine körperliche Verfassung erkundet, dazu etwa sein Stoffwechseltypus und ob ein Arzt zugezogen werden sollte, aber auch Dinge wie das Zeitbudget des Kunden und seine Stressbelastung. Denn zusätzlichen Druck soll das dann erarbeitete Trainingsprogramm natürlich auf keinen Fall bedeuten.

Im Gegenteil: "Der Zwang muss weg, sagt Michael Dummert, "der Weg darf nicht zu schmal sein. Man muss es den Leuten leicht machen, es muss ihnen Spaß machen."

Stressabbau und Entspannung sind ein immer größeres Thema geworden - nicht nur in Form aktiver Bewegung, das zeigt ein Blick auf die Kursangebote der Studios: Der Asien-Trend, der sich kulinarisch, in der Mode und bei der Inneneinrichtung Bahn gebrochen hat, ist genauso in den Fitness-Studios angekommen. Allerdings oft in verändertem Gewand. Uralte, stets auch auf die seelische und geistige Harmonie und Konzentration ausgerichtete Lehren wie Yoga, Meditation, Zen, Qi Gong und Tai Chi stehen Pate, dergestalt, dass Techniken und Elemente aus diesen Quellen kombiniert werden mit westlichen Trainingsformen. "Tai-Chi-Aerobic", "Yoga-Workout" oder "Zen Vitality" heißen solche Mischformen für Gruppenstunden beispielsweise. Sehr gerne werden natürlich auch die asiatischen Kampfsportarten geplündert, um attraktive Trainingsformen zu kreieren "Ka Chi" oder "Tae Bo" sind Beispiele dafür.

Krafttraining heißt nicht Eisen stemmen

Egal wofür man sich entscheidet, ob klassisches Aerobic oder eine Asienvariante - eines sollte immer auf dem persönlichen Plan stehen, Trends hin, Trends her: Krafttraining. Für Hans Eschenbacher, der seit mehr als 20 Jahren als Studiobesitzer und Trainer in der Branche und ihren Verbänden tätig ist, geht es nicht ohne. Obwohl er dafür bei den Damen manches Mal Überzeugungsarbeit leisten muss, "weil Frauen nicht auf Krafttraining aus sind". Der Fitnessprofi sagt, Aerobic sei gut für die Psyche, bringe Beweglichkeit und Spaß - den Kreislauf trainiert es natürlich auch - und das durch elektronische Pulsmessung gesteuerte Ausdauertraining auf dem Standrad oder Laufband gehört eigentlich überall dazu. Aber Krafttraining sei zum Aufbau von Muskeln und zur Gewinnung einer besseren Wahrnehmung des eigenen Körpers unverzichtbar. Krafttraining heißt schon lange nicht mehr Eisenstemmen, die Trainingsmaschinen in guten Studios sind heute leicht bedienbar und anpassungsfähig an den jeweiligen Benutzer, da sie mit allerlei Sensoren und Computern gespickt sind. "Die protokollieren jeden Fingerzug" sagt Eschenbacher, "und dann können wir checken, ob alles klappt". Denn er will vermeiden, dass der Anspruch seiner Kundinnen und die Realität unvereinbar werden. Die Realität, so Eschenbacher, könne so aussehen, dass bei einem Training mit drei Mal 15 Minuten Krafttraining pro Woche nach einem Monat ein Kilo Fett verloren und ein Kilo Muskeln gewonnen werden könne.

Der steigenden Qualität der Studios mit immer besser ausgebildeten Trainern, davon ist auch Elixia-Mann Dummert überzeugt, gehört die Zukunft. Die Betreuung hört nicht nach den ersten Gesprächen auf. Dummert hat ein Programm namens "Get you started", das neue Kunden richtig und mit Freude in Bewegung versetzen - und vor allem auch halten - soll. Und nach vier bis acht Wochen wird der individuelle Trainingsplan nochmals geprüft und überarbeitet. "Wir müssen auf den Kunden zugehen, ihn abholen, ihm alles so leicht wie möglich machen", sagt Dummert. Für ihn bietet das Fitness-Studio der Zukunft viel mehr als Fitness: Da wird der ganzheitliche Ansatz ganz weit gedehnt - das Studio auch als Freitzeitanbieter und Serviceleister, der das ganze Leben erleichtern soll und natürlich auch für sozialen Anschluss sorgt. Kooperation mit Ärzten gehört dazu und auch das Angebot von Personal Trainern, die jeweils mit nur einem Kunden arbeiten. Erste Schritte, die über das klassische Studio hinausgehen, hat Dummert schon unternommen. Er organisiert Mountainbike- Touren oder einen Triathlon, an dem auch Nicht-Kunden teilnehmen können. Und er hilft den Kunden Zeit zu sparen, denn, so sagt er, "Zeit begrenzt uns heute am meisten". So können Kunden im Prinz beispielsweise am Empfang Kleider für die Reinigung abgeben oder sich dorthin Lebensmittel aus einem Feinkostladen liefern lassen - und haben schon wieder Zeit fürs Training gewonnen.

© Andrea Bachstein - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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