Fernweh im Netz:"Speisen wie aus Schuhleder"

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Immer mehr Menschen buchen ihren Urlaub online. Und entgehen so Zimmern mit "Sperrmüllcharakter".

Thorsten Riedl

Das Hotel hatte der Familie bei Ankunft spätabends eine warme Mahlzeit versprochen. Das Versprechen wurde nicht eingelöst, berichtet eine Sabine, Mutter von zwei Kindern, im Internetportal Holidaycheck.de: Die Zimmer hatten "Sperrmüllcharakter", das Essen war "zäh wie Schuhleder". Natürlich rät sie von dem Hotel auf Ibiza ab.

Früher organisierten Fachleute in den Zentralen der Touristikkonzerne den Urlaub. Inzwischen übernimmt der Surfer im Netz selbst die Rolle des Produktmanagers für die eigene Pauschalreise. Mit wenigen Mausklicks lassen sich Flug, Unterkunft und Mietwagen buchen.

Das Wichtigste zum Traumziel stehe nicht mehr im Hochglanzprospekt, sondern im Internet, geschrieben von Urlaubern, die schon einmal am Ort waren.

Holidaycheck etwa - das größte deutsche Portal für Urlaubsbewertungen - zählt im Moment eine halbe Million Einträge und fast 200.000 Urlaubsbilder, selbst geschossen mit Digitalkamera oder Handy.

Wem es am Ort gefällt, der kann im angeschlossenen Online-Reisebüro von Holidaycheck gleich buchen. Auch bei Expedia.de, dem deutschen Marktführer unter den Internetseiten, auf denen sich Reisen buchen lassen, gibt es seit einiger Zeit Bewertungen.

Bei den Nutzern kommen Transparenz und Vielfalt des Angebots im Netz an: 2005 haben Internetanbieter mit Reisen 9,5 Milliarden Euro umgesetzt - das ist ein Plus von 35 Prozent. Für 2006 rechnet das Beratungsunternehmen für die Reisebranche im Netz Web-Tourismus mit einem Anstieg von 28 Prozent auf mehr als zwölf Milliarden Euro.

Jürgen Ringbeck von der Unternehmensberatung Booz Allen Hamilton erwartet, dass bald auch Videos vom Urlaubsort im Netz stehen, vergleichbar mit Clips in Filmportalen wie Youtube.com. Er sagt: ,,Online lässt sich das Produkt besser darstellen. Das steigert das Sicherheitsgefühl beim Kunden.''

© SZ vom 15.12.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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