Fähren:Immer noch Seelenverkäufer unterwegs

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Der ADAC hat wieder Fähren unter die Lupe genommen. Drei von 30 Schiffen sind diesmal beim Test komplett durchgefallen.

Diese Zahl lässt aufhorchen: Beim Fährentest des ADAC haben nur 57 Prozent der Schiffe die Bewertungskriterien voll erfüllt.

Für einen Blick auf die komplette Grafik klicken Sie bitte auf das Lupensymbol. (Foto: Grafik: ADAC)

Rechtzeitig vor Beginn der Hauptreisesaison hatten die Tester insgesamt 30 Fähren auf der Ostsee, im Mittelmeer sowie den Kanaren unter die Lupe genommen. Das Ergebnis ist teilweise erschreckend: "Nach der letztjährigen positiven Testbilanz konnten die hochgesteckten Hoffnungen nicht erfüllt werden. Die Überprüfungen ergaben viel Mittelmaß, aber nur wenig Spitzenwerte. Die Sicherheit auf Fährschiffen in Europa lässt nach, je weiter man nach Süden kommt", stellte ADAC-Präsidiumsmitglied Max Stich fest.

Während auf der Ostsee keine Fähre schlechter als "gut" abschnitt, kreuzen die Testverlierer allesamt im Mittelmeer und zwischen den Kanarischen Inseln.

Gefahr für Kinder

Die "Penelope A", im Auftrag der Reederei Agoudimos Lines zwischen Mykonos und Rafina in Griechenland unterwegs, erhielt unter anderem wegen fehlender Kinderschwimmwesten, verschlossener Notausgänge und eines schlechten Gesamtzustands die Testnote "sehr mangelhaft".

Ebenso eindeutig mit "mangelhaft" durchgefallen sind die "Snav Sicilia", die Neapel mit Palermo verbindet, sowie die "Volcán de Tenagua", welche zwischen den kanarischen Inseln Teneriffa und El Hierro kreuzt.

Die Bugklappe der am 28. September 1994 in der Ostsee gesunkenen Fähre 'Estonia' wurde am 18. November 1994 geborgen. Damals ertranken 852 Menschen. Die Spekulationen über die Erkenntnisse der Tauchexpeditionen zum Wrack, die am 30.August 2000 zu Ende gingen, brechen seither in Estland nicht ab. (Foto: Foto: AP)

Testsieger wurde in diesem Jahr das 2004 gebaute Fährschiff "Color Fantasy" der Reederei "Color Line", das auf der Strecke Kiel-Oslo fährt und die Testkriterien zu beinahe 100 Prozent erfüllt hat. Weitere sechs Schiffe, die von einem deutschen Hafen auslaufen, bekamen ebenfalls sehr gute oder gute Noten.

Tester abgeblitzt

Stich kritisierte scharf, dass die ADAC-Experten teilweise massiv behindert wurden. Schiffskapitäne verweigerten Gespräche mit den Testern oder ließen wichtige Papiere nicht einsehen. Auf der "Snav Sicilia" durchsuchten Crewmitglieder sogar die Kabine des ADAC-Prüfers.

Der Club rät allen Urlaubern, die eine Fährpassage buchen wollen, sich vorab genau über die Sicherheitsstandards zu informieren. Gegenüber verantwortungslosen Reedereien sei man als Passagier nur durch umfassende Information und konsequentes Handeln geschützt.

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