Essen & Trinken:Imbiss oder Mittagsmenü

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Ein Bummel über die Reeperbahn bringt irgendwann Hunger mit sich. Neben den üblichen Fast-Food-Ketten finden sich auch Kleinode, die den Besucher den speziellen Flair der Reeperbahn vermitteln.

Im Grunde geht es den Kiezleuten nicht anders als Menschen vom Dorf. Sie schätzen Vertrautheit und Geborgenheit, sie treffen gern auf bekannte Gesichter. Und ihr liebster Treffpunkt ist zur Mittagszeit die "Fleischerei Janzen".

Fleischermeister Willi Welsch macht seit Ende 2001 die Wurst für die Kunden des Schlachterei Janzen. (Foto: Jelena Vukadinovic)

Vor allem wegen der familiären Atmosphäre kommen Prostituierte, Türsteher, Schauspieler und die Polizisten der Davidwache regelmäßig in den kleinen Laden and der Ecke Kastanienallee und Taubenstraße. Dort tauschen sie den neusten Klatsch und Tratsch aus.

Stammkundin Inge Safari, ihr gehört seit dreißig Jahren das Friseurgeschäft nebenan, kennt viele Kiez-Geschichten. "Früher waren wir hier eine große Familie. Ich kannte fast alle Zuhälter persönlich", erzählt die Reeperbahn-Kennerin. Dann berichtet sie von der wilden Reeperbahn-Vergangenheit, in der viele von den Zuhältern bei Schießereien ums Leben gekommen sind.

Heute geht es hier friedlicher zu. So kommen Theaterleute vom "Schmidts Tivoli" um ihr Mittagessen zu holen. Auch der Produktionsleiter Arno Neubauer kauft hier ein: Er liebt Leberkäse. Seit er einen St.-Pauli-Film auf der Reeperbahn dreht, kommt Neubauer fast täglich vorbei um sein Leibgericht zu verzehren.

Mittagsmenü im Tanzlokal

Eine weitere Institution, die schon lange auf der Reeperbahn ihren Platz hat, ist das "Café Kesse". Wo abends oder am Sonntagnachmittag zum Tanztee auf der Tanzfläche gediegen geschwoft wird, kann unter der Woche ein Mittagsmenü eingenommen werden.

Anfang 2002 wurde es nach zweijähriger Umbaupause zur Freude des tanzwilligen Publikums wiedereröffnet. Nun bietet das Café Unterhaltung fast rund um die Uhr: Morgens Frühstück, Mittags Menü und Abends zahlreiche Veranstaltungen für Jung und Alt im Café und in der Kellerbar.

Wer danach den Weg nach Hause nicht findet, kann in den Stockwerken über dem Café ein Zimmer im Hotel Keese beziehen. Dort ist ein Blick auf das neu renovierte Musicaltheater und den Spielbudenplatz im Preis inklusive.

Das führt dazu, dass das Keese, anders als in seiner fünfzigjährigen Tradition, ganztägig geöffnet ist. Doch eines ist gleich geblieben: Nach wie vor werfen Neugierige verschämte Blicke durchs riesige Fenster in die plüschige Atmosphäre des einstigen Ehevermittlungsinstituts. Zum 20jährigen Jubiläum hat es 1972 ein Fest für die 50.000 Ehepaare gegeben, die sich bei Tanzveranstaltungen in dem legendären Café kennen und lieben gelernt haben.

Der Boxer und der Frauenmörder

Wer schon mittags Sehnsucht nach dem Plausch an der Theke hat, ist in einer der zahlreichen 24-Stunden-Kneipen genau richtig.Ein Beispiel in prominenter Lage direkt gegenüber der Davidwache ist das "Lehmitz".

Dort findet man das Kontrastprogramm zum schicken Keese nebenan. Der Laden ist fast gänzlich durch die lange Bar ausgefüllt, hinter der am Wochenende verschiedene Hard Rock Bands ihr Talent zum Besten geben. Erst kürzlich erlangte es neue Berühmtheit durch den Kellner "Mütze". Der gewann in Günther Jauchs Millionenquiz 125.000 Mark und wurde dann wegen Rauschgiftbesitzes zu einer Bewährungsstrafe verurteilt.

Am anderen Ende der Reeperbahn, am Hamburger Berg 2, lockt ein leicht vergilbtes Schild mit dem Namen "Zum Goldenen Handschuh". Drinnen sitzen zwei ältere Damen an der schmalen Theke, die etwa ein Drittel des kleinen Raums einnimmt. Hinter der Theke bedient eine junge Frau, Nadine, die Tochter des Wirts und die Enkelin des Kneipengründers.

Dominiert wird der Raum vom großformatigen Schwarzweiß-Foto eines Boxers. Darunter steht: Herbert Nürnberg - Gewinner der Goldenen Handschuhe. "Mein Opa hat die Kneipe beim Boxen gewonnen", erzählt Nadine. Zu Nürnbergs Zeit in den 30er Jahren, war der Name des "Goldenem Handschuh" Motto: Der Laden war eine Goldgrube, in der sich die Hamburger Boxprominenz traf. Davon ist am Mittag nicht viel zu spüren.

In den siebziger Jahren geriet Nürnbergs Kneipe in die Schlagzeilen. Denn ausgerechnet der "Goldene Handschuh" war die Stammkneipe des Frauenmörders von St.Pauli, Fritz Honka. Hier lernte er die Frauen kennen, die er mit nach Hause nahm und dort erschlug oder erdrosselte und dann zerstückelte. Doch darüber wird in der Kneipe ungern gesprochen.

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