Ende der Reise:Wut ist die beste Werbung

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Namibia hätte doppelten Grund gehabt, beleidigt zu sein, als Trump mehr als ein Viertel aller Länder der Welt als "Shithole-States" verunglimpft hat. Stattdessen reagiert es clever - mit einem sehenswerten Video. Und das zeigt: ein Sehnsuchts-Afrika.

Von Stefan Fischer

Andere bezahlen, und er macht den Reibach: Das charakterisiert für Donald Trump einen guten Deal. Nun mag der US-Präsident etwas vom Geschäft mit Immobilien verstehen, vom Tourismus-Marketing jedoch hat er keine Ahnung. Zum zweiten Mal nämlich ist es ihm nun schon passiert, dass er einen weltweit beachteten und damit äußerst wertvollen Werbe-Claim entwickelt hat, den nun andere lizenzfrei nutzen, um Reisende anzulocken. Wie er das hassen muss, derart über den Tisch gezogen zu werden.

Namibia hätte doppelten Grund gehabt, beleidigt zu sein, als Trump mehr als ein Viertel aller Länder der Welt als "Shithole-States" verunglimpft hat: Weil eben auch Namibia gemeint ist, und weil Trump den Namen des Landes nicht einmal richtig kennt. Er zeterte von "Nambia". Touristiker des südafrikanischen Landes haben stattdessen aber clever regiert: Bald nach der Tirade des Zornnickels aus Washington veröffentlichten sie ein Werbevideo, in dem Namibia, frei von einer allzu manierlichen Wortwahl, ahnungslosen Amerikanern und auch anderen urlaubsreifen Menschen als der schönste und beste aller "Drecksloch-Staaten" der Welt angepriesen wird. Allein der Elefantenkot, der überall herumliegt! Dazu kloakenrunde Seen, furztrockene Wüsten, scheißfreundliche Bewohner. Die Bilder dazu zeigen ein Sehnsuchts-Afrika, ein Land der tausend touristischen Möglichkeiten.

Die Klickzahlen gehen in die Hunderttausende, somit hat Trump unfreiwillig Entwicklungshilfe geleistet. Und sogar noch zum richtigen Zeitpunkt. Mit jedem Tag Mistwetter auf der Nordhalbkugel mehr steigt die Lust auf einen Urlaub in der Sonne.

Schon bei seiner Amtseinführung als US-Präsident hat Trump mit seinem America-first-Geprahle einen ähnlichen Effekt bewirkt. Zuerst die Niederlande und dann etliche andere Länder bewarben sich in gewitzten Videos um den Platz hinter den USA. Italien etwa brüstete sich mit seiner effektiv organisierten Mafia, Luxemburg mit seinem Geld und seinen Steuervermeidungs-Modellen. Sogar der Mars stellte seine vielfältigen Vorzüge zur Schau - Selbstironie als positiver Imagefaktor.

Bleibt abzuwarten, ob Trump nicht doch noch Deals in seinem Sinne aus diesen Eruptionen macht. Es gibt Gerüchte, dass er sich künftig honorieren lässt für seine Flüche: Je exklusiver jemand beschimpft werden möchte, desto teurer würde es. Nordkoreas Diktator Kim Jong-un jedenfalls hat in seiner Neujahrsansprache verkündet, den Tourismus in seinem Land entwickeln zu wollen.

© SZ vom 25.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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