Ende der Reise:Sand im Gepäck

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Man nimmt so viel Krempel in den Urlaub mit, den man dann nie braucht, vom Vollkornbrot bis zu den Facebookfreunden. Dabei wäre es viel gescheiter und nützlich für alle, wenn man ein wenig Sand einpackte. Denn an manchen Stränden geht er gerade aus.

Von Stefan Fischer

Da will der Mensch im Urlaub von seinem Alltag abschalten. Und dann packt er doch wieder viel zu viel ein, was ihn in den Ferien an zu Hause erinnert. Weil er sich halt doch geborgen fühlt inmitten dieser Vertrautheiten, weil er selbst in der Ferne vom Alltag nicht lassen kann. Früher haben die Touristen kiloweise Vollkornbrot ans Mittelmeer gefahren, weil sie den Weißmehlbroten der Einheimischen nicht über den Weg getraut haben. Heute haben sie alle ihre Facebook-Freunde dabei. Weil sie nicht nur dem Backwerk, sondern auch den Einheimischen selbst nicht über den Weg trauen?

Dabei gibt es genug Köstliches und überdies auch für teutonische Mägen Verdauliches zu essen am Mittelmeer; und nette Menschen leben dort ebenfalls zuhauf. Selbst in der Türkei. Insofern verhält es sich mit dem Transfer von Brot und Freunden und manchem mehr ein wenig so, als würde man ein Eimerchen voll Sand mitnehmen, damit auch gewiss sichergestellt ist, dass man am Strand weich genug liegt und allemal genügend Baumaterial vorrätig ist, um eine statthafte Burg bauen zu können.

Blödsinn, oder? Das mit dem Sand. Würde man natürlich nie tun. Nun wäre aber gerade ein Eimer voll Sand äußerst sinnvoll im Gepäck. Jedenfalls, wenn man beabsichtigt, nach Wangerooge zu reisen. Dann trüge man keine Eulen nach Athen. Denn der Hauptstrand der ostfriesischen Insel ist, man kann es nicht anders sagen: weitgehend weg. Von den Wellen ins Meer gespült. Zwar holt sich die Nordsee jedes Jahr ein Stück von Wangerooges Strand. Aber im Osten der Insel war immer genug davon, um damit den Hauptstrand wieder aufzufüllen. Jetzt nicht mehr. 60 000 Kubikmeter Sand fehlen in dieser Saison.

Nun hat Wangerooge rund eine halbe Million Gäste im Jahr. Wenn also jeder etwas Sand mitbringt, wird es für alle ein schöner Badeurlaub. Gut wären ungefähr 180 Kilogramm pro Person. Und der tolle Nebeneffekt: Es passt dann nicht mehr so viel Überflüssiges in den Kofferraum.

© SZ vom 16.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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