Ende der Reise:Kubaner, fahrt nach Kuba!

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Mit dem Heimweh-Tourismus ist das immer so eine Sache: die einen freuen sich, die anderen fürchten sich...

Von Stefan Fischer

Wir Deutschen kennen uns damit recht gut aus: mit dem Heimweh-Tourismus. Im Inland ist er eher verspottet worden, im Ausland hat er dagegen manche Befürchtung geweckt. Weil nach dem Fall des Kommunismus in Osteuropa die Menschen vor allem in Polen, in Tschechien und in der russischen Exklave Kaliningrad sich nicht sicher waren, was diese Besucher aus Deutschland plötzlich dort wollten: nur nostalgisch die alte Heimat noch einmal besuchen, aus der sie vor Jahrzehnten geflohen waren? Oder sich nicht doch all die Häuser zurückholen, aus denen sie oder ihre Vorfahren im und nach dem Zweiten Weltkrieg vertrieben worden waren? Kamen da Urlauber oder Invasoren?

Nun, die Sache ist größer gemacht worden, als sie letztlich war. Die meisten Ängste waren unbegründet, auf beiden Seiten. Doch Geschichte wiederholt sich, und weil zu wenig aus ihr gelernt wird, kommt es zu vergleichbaren Szenen nun auf Kuba: Dorthin reisen derzeit nicht nur jene letzten Europäer, die immer noch nicht dort waren, um sich an einem vermeintlichen karibischen Fünfziger-Jahre-Freilichtmuseum zu ergötzen. Sowie all die US-Amerikaner, die jahrzehntelang durch die Embargopolitik ihrer Regierung auf Entzug gesetzt worden waren. Nein, es wollen nun auch viele Kubanischstämmige zurück in die alte Heimat.

Mehrmals musste eine Kreuzfahrt verschoben werden, die von den USA nach Kuba führen soll - es wird die erste Tour dieser Art sein, durchgeführt von einer Tochterfirma der in Miami ansässigen, weltgrößten Kreuzfahrt-Reederei Carnival. Nun soll sich das Schiff am Sonntag auf den Weg machen. Nachdem geklärt ist, dass nun doch auch in Kuba geborene US-Amerikaner an Bord dürfen. Sie konnten diese Reise ursprünglich nicht buchen. Das hat der Reederei den Vorwurf der Diskriminierung eingebracht, das Unternehmen hat sich unterdessen auf die Einreisebestimmungen Kubas berufen. Die sind jetzt gelockert.

Ein Land, das sich vor den eigenen Ex-Patriots ängstigt. Und Menschen, die für einen Heimaturlaub ein Schiff wählen, auf das sie sich jederzeit wieder zurückziehen können. Da wird eine Distanz gewahrt, die aus der Ferne betrachtet ein wenig bizarr wirkt. Wenn wir es aus der eigenen Geschichte nicht besser wüssten. Und doch ist die Kreuzfahrt nur zu begrüßen. Reisen bergen schließlich immer Überraschungen, das macht sie so aufregend. Und dass eine Kreuzfahrt einmal zu einem politischen Statement werden würde, hätte man so auch nie gedacht.

© SZ vom 28.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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