Ende der Reise:Deckel drauf

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Kunstschnee, millionenteure Lifte, ja, aber eine Skihalle mitten im Hochgebirge? Die Franzosen wollen so etwas bauen, um nichts, aber auch gar nichts mehr dem Zufall zu überlassen. Und schließlich stehen ja die meisten Kletterhallen auch im Gebirge.

Von Stefan Fischer

Man kennt das aus Neuss, aus Bottrop, aus Den Haag, Madrid und aus Dubai: Das sind Orte, an denen es selten bis nie schneit und wo es keine Berge gibt. Also haben sie dort Hallen gebaut, damit die Menschen trotzdem Ski fahren können. Wer in Alpen- oder Rocky-MountainsNähe lebt, mag das lachhaft finden. Aber erstens ist es nicht für jeden Skifahrer das größte Glück, wenn er bis zum Hals im Tiefschnee steckt und sich über felsige Abhänge in die Tiefe stürzen kann. Manche fühlen sich stattdessen auf einem kurzen, buckelfreien und nur mäßig geneigten Übungshang bestens aufgehoben. Zudem ist der Betrieb einer solchen Halle unter ökologischen Gesichtspunkten vermutlich sauberer, als wenn Tausende Rhein- oder Niederländer mangels heimischer Gelegenheit ins Stubaital und Hunderte Araber nach Andermatt fliegen. Und werden nicht wiederum an der Isar sommers Sandstrände aufgeschüttet, damit sich die Münchner ein bisschen karibischer fühlen können? Der Mensch findet eben immer das besonders spannend, was er nicht hat.

Nun aber wird auch im französischen Wintersportort Tignes diskutiert, eine Skihalle zu errichten - mitten im Skigebiet, auf einer selbst in Zeiten des Klimawandels relativ schneesicheren Höhe von 2100 Metern. Die Halle würde einen Ganzjahresbetrieb ermöglichen, was nicht einmal die meisten Gletscherskigebiete hinkriegen - sehr wohl aber die Skihallen in Neuss, Bottrop, Dubai oder wo auch immer. Ihr ureigenes Geschäft aber lassen die alpinen Skigebiete gewiss nicht andere machen. Da könnte ja jeder kommen.

Absurd? Nur auf den ersten Blick. Die Skigebiete sind in diesem Punkt sogar Nachzügler. Denn mag es auch ein paar Skihallen im Flachland geben: Im Grunde schafft der Tourismus Kunstwelten vor allem dort, wo es natürliche Äquivalente gibt. Die meisten Kletterhallen gibt es nicht in Niedersachsen, sondern in den Alpen, in Oberstdorf zum Beispiel, in Garmisch-Partenkirchen oder am Wilden Kaiser. Und wer, bitte schön, geht in seinem Sommerurlaub noch im Meer baden? Da leben Quallen und Algen, das Wasser ist salzig und manchmal unter 20 Grad kalt. Da geht doch nichts über die Pools in den Hotelanlagen.

© SZ vom 01.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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