Ende der Reise:Bei den Bierkönigen

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Dass die Zahl der Spanien-Urlauber nach immer neuen Rekordwerten erstmals wieder gesunken ist, kann man eigentlich nur begrüßen. Vor allem auf der überfüllten Balearen-Insel Mallorca. Nur: Offenkundig bleiben die Falschen weg.

Von Stefan Fischer

Als Politiker kann man sich ganz viele ganz tolle Konzepte ausdenken. Etwa für den Tourismus. Nachhaltig soll er sein, qualitätsvoll. Ob Urlauber sich dann aber so verhalten wie in diesen Blaupausen vorgesehen, ist eine andere Sache. In Mallorca zum Beispiel klaffen gerade einmal wieder politische Pläne und touristische Realität auseinander.

Dass die Zahl der Spanien-Urlauber nach immer neuen Rekordwerten nach neun Jahren erstmals wieder gesunken ist, kann man eigentlich nur begrüßen. Vor allem auf der überfüllten Balearen-insel. Nur: Offenkundig bleiben die Falschen weg. Die Sauftouristen sollen verschwinden, ist der fromme Wunsch der Tourismus-Verantwortlichen, der Ballermann soll sein Image verlieren. Einen Etappensieg haben die Revolutionäre auch schon errungen, indem sie einen der wichtigsten Bierkönige ins Exil vertrieben haben: Der Partysänger Ikke Hüftgold grölt jetzt in Bulgarien sein trunkenes Publikum in den Vollrausch.

Und dennoch will die Party kein Ende nehmen. Im Gegenteil: Inzwischen reisen Feierwütige nach Mallorca, die nicht einmal mehr ein Hotel buchen. Die Flüge sind dermaßen billig, dass diese Turnbeutel-Touristen - alles, was sie benötigen, passt in eine kleine Tasche - für zwei oder drei Tage anreisen, durchfeiern und dann unausgeschlafen wieder verschwinden. Bestenfalls legen sie sich für ein Nickerchen an den Strand.

Die Wette sei gewagt: Mallorca wird die Sauftouristen nicht mehr loswerden. Vielleicht ist auch schon eine politische Delegation inkognito unterwegs an die deutsche Ostsee, um den Schlafunwilligen einen Kompromiss unterbreiten zu können. Auf Fehmarn nämlich sieht es so aus, als würde tatsächlich einmal ein touristischer Plan funktionieren: Seit diesen Tagen ist eine mobile Strandsauna des Tourismus-Services Fehmarn auf der Insel unterwegs. Sie macht an Campingplätzen Station und ist für kleines Geld zu reservieren. Eine hübsche Idee, die extrem ausbaufähig ist.

Wobei es auf Mallorca nicht einmal eine Saunaausstattung bräuchte. Vollauf genügen würden mobile Matratzenlager, die all jene entlang des Ballermanns auflesen, die eine Feierpause brauchen. Dann hätte die Hotellerie wieder ein Auskommen mit den Partyleuten. Und: Wenigstens im desaströsesten Zustand würde man die Unerwünschten nicht sehen.

© SZ vom 06.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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