Deutschland mit dem Rad:Plauen und zurück

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Dass Mika Grünlers Grand Tour nur durch Deutschland führt, hat nichts mit der Pandemie zu tun. (Foto: privat)

Der Abiturient Mika Grünler will 75 Städte erkunden und legt dabei bis zu 80 Kilometer am Tag zurück. Selbst der anstehende Winter schreckt ihn nicht ab.

Von Stefan Fischer

Abends war Mika Grünler stolz auf sich. Denn er hatte es tatsächlich geschafft, in München anzukommen. Und das, so erinnert er sich, obwohl es an diesem Tag sehr heiß gewesen sei. Gestartet war Grünler noch während der Nacht in Passau. Vor sich 191 Kilometer, auf dem Fahrrad, mit Gepäck: "Das war bislang die weiteste Etappe", sagt der 20-Jährige.

Sie liegt inzwischen ein paar Wochen zurück. Mika Grünler radelt seit dem Sommer durch Deutschland, von seiner Heimatstadt Plauen aus grob gesehen im Uhrzeigersinn. Zuletzt war er in Saarbrücken und Kaiserslautern, er will viele Städte kennenlernen auf dieser Tour. Gewöhnlich radelt der Abiturient, wenn er nicht irgendwo ein paar Tage bleibt, 60 bis 80 Kilometer am Tag. "Für den Winter hatte ich jetzt noch einmal neu geplant und die Etappen auf 30 bis 50 Kilometer verkürzt." Er ahnte, dass er nicht so schnell vorankommen würde und dass er nicht so lange im Sattel bleiben wollte, wenn es winterlich ungemütlich wird. Erst einmal wird Mika Grünler aber gar nicht mehr unterwegs sein. Das Verbot touristischer Übernachtungen zwingt ihn vorübergehend zurück nach Plauen. Dort werde er ein paar Monate bleiben. "Ich hoffe, dass ich im nächsten Jahr wieder starten kann."

Denn es gibt noch so viel zu sehen für ihn in Deutschland. Am Ende seiner Reise, so wie er sie ursprünglich geplant hatte, will Mika Grünler 75 größere Städte im ganzen Land besucht haben. Angefixt haben ihn Besuche bei seinen Geschwistern, die inzwischen nach München beziehungsweise Frankfurt am Main gezogen sind.

"Große Städte haben einen großen Reiz", sagt Grünler. Die sächsische Stadt Plauen, in der er aufgewachsen ist, hat rund 65 000 Einwohner. Was auch mehr als eine Kleinstadt ist. Aber als sich der Plan zu seiner Deutschlandtour konkretisiert hat, erstellte Grünler eine Liste mit deutschen Städten, die größer sind als Plauen. Mehr als 130 kommen da zusammen. Gut sechs Dutzend hat er ausgewählt, rund drei Monate war er bislang unterwegs, ehe ihn das Virus nun erst einmal ausgebremst hat.

Durch Bayern und Baden-Württemberg immerhin hat er es geschafft. Regensburg und Nürnberg haben ihn beeindruckt wegen der historischen Altstädte, auch in Karlsruhe hat es ihm gut gefallen wegen der vielen Studenten und der schönen Parkanlagen. Manchmal bleibt er eine Nacht in einer Stadt, manchmal eine ganze Woche, wie zuletzt in Saarbrücken, in Ausnahmefällen auch länger. "In manchen Städten habe ich gearbeitet, um die Reise zu finanzieren", sagt er - bislang als Erntehelfer, in einem Biergarten und für einen Hausmeisterservice.

Dass er für seine Grand Tour in Deutschland geblieben ist, hat nichts mit der Corona-Pandemie zu tun. Er will dieses Land kennenlernen, die Menschen, die Sehenswürdigkeiten, typische Gerichte. "In Stuttgart habe ich handgemachte Maultaschen gegessen und regionalen Wein dazu getrunken - das war ein hervorragendes Abendessen." Mehr Exotik muss gar nicht sein.

© SZ vom 05.11.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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