Beitrag zum Klimaschutz:Der aktuelle Reisetipp: Bleiben Sie zuhause!

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Inzell statt Indien: Politiker wollen jetzt parteiübergreifend, dass die Deutschen weniger mit dem Flugzeug in die Welt fliegen, sondern mehr Urlaub im eigenen Land machen - als Beitrag des Einzelnen gegen die Klimakatastrophe.

Am Dienstag treffen sich Tourismusexperten aus aller Welt wieder in Berlin zur Großmesser ITB in Berlin - diesmal steht das Reiseland Indien im Mittelpunkt. Solche Ferntouren freilich stehen derzeit auf der Not-to-do-Liste der Politiker. Das Motto: Inzell statt Indien. Und Umweltminister Sigmar Gabriel (SPD) und die Grünen-Fraktionsvorsitzende Renate Künast sprechen sich bei unvermeidbaren Flugreisen für eine freiwillige Abgabe aus, mit der Klimaschutzprojekte gefördert werden.

Auch die Ostsee hat ihre Reize. Urlauber auf Rügen (Foto: Foto: dpa)

"Auf Flugreisen zu verzichten, ist ein guter Beitrag zum Klimaschutz", sagte der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der SPD, Ulrich Kelber, der Bild am Sonntag. Der bayerische Umweltminister Werner Schnappauf (CSU) forderte eine Veränderung im Lebensstil: Dazu gehöre, dass man wieder Qualität aus der Nähe schätzen lerne. Hier bietet sich der Freistaat Bayern wie selbstverständlich den Erholungssuchenden an.

Ausgleichszahlung an Umweltprojekte

Die Grünen-Fraktionsvorsitzende Künast sprach sich ebenfalls dafür aus, beim Urlaub auf den Klimaschutz zu achten. "Wir sollten immer genau wissen, was wir tun und überlegen, dass es auch in Deutschland schöne Urlaubsregionen gibt." Wer dennoch fliege, solle mit einer freiwilligen Abgabe dafür sorgen, dass zum Ausgleich für den CO2-Ausstoß Klimaschutzprojekte finanziert werden könnten.

Auch Bundesumweltminister Gabriel regte für Flüge ebenfalls eine solche freiwillige Abgabe an. "Flüge lassen sich nicht immer vermeiden. Aber jeder kann etwas dazu beitragen, sie klimafreundlicher zu gestalten, etwa über eine Kompensation bei 'Atmosfair'", sagte Gabriel.

Über die gemeinnützige Organisation Atmosfair können Passagiere mit freiwilligen Spenden zur Kompensation der von ihnen mitverursachten Emission von Treibhausgasen beitragen. Gabriel sagte, die deutsche EU-Ratspräsidentschaft setze sich dafür ein, den Flugverkehr in den Emissionshandel einzubeziehen.

Der bayerische Innenminister Günther Beckstein (CSU) meinte dagegen: "Durch Verzicht auf Flugreisen werden die weltweiten Klimaprobleme aber nicht gelöst." Aufgabe Deutschlands sei es, durch Hochtechnologie, Forschung und Entwicklung für einen niedrigeren Energieverbrauch und schadstoffarme Fortbewegungsmittel zu sorgen.

Tourismusbranche muss sich umstellen

Der Direktor der weltgrößten Reisemesse ITB, Martin Buck, erwartet, dass Urlaubsreisende aus Klimaschutzgründen zunehmend auf Flugreisen verzichten und dafür der Tourismus in Deutschland wächst: "In wenigen Jahren wird es in weiten Kreisen der Bevölkerung nicht mehr schick sein, während seines Urlaubs die Umwelt mit zu viel CO2 zu verpesten."

Der Tourismus- und Klimaexperte des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung, Manfred Stock, erklärte, die Reiseveranstalter müssten sich deswegen gut überlegen, wo sie künftig Hotels bauten.

Die Grünen fordern laut Fraktionschefin Künast zudem eine europaweite Steuer auf Flugbenzin. "Fliegen zum Taxipreis geht doch nur, weil die Fluglinien keine Steuer auf den Treibstoff zahlen, während die umweltfreundliche Bahn dies tut", sagte Künast.

Und der Präsident des Umweltbundesamtes, Andreas Troge, rechnete vor: "Wer mit dem Flugzeug nach Südostasien reist, sollte wissen, dass dabei mehr als sechs Tonnen Kohlendioxid pro Kopf entstehen." Ein Bahn-Reisender, der von Berlin an die Ostsee und zurück fährt, verursache hingegen nur 35 Kilogramm CO2.

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