Barcelona:Can Boadas

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"Im Can Boadas sah es, so kurz vor dem Abendessen, aus wie in der Schiffskabine der Marx Brothers in dem Film "Die Marx Brothers in der Oper". Dolores, die Bardame mit dem Schönheitsfleck, machte einen Martini fertig, als sie Carvalho sah, und brachte das Glas Sekt, das die Pelzhändlerin bestellt hatte."

Die Marx Brothers müssen reichlich Besuch in ihrer Schiffskabine gehabt haben. Denn als wir gegen 20 Uhr das Boadas betreten, herrscht dichtes Gedrängel. Der dreieckige Raum ist bis auf den letzten Platz besetzt. Dicht an dicht sitzen und stehen die Gäste, die Gläser in der Hand.

Dolores, der legendären Bardame wurde das Cocktailmixen in die Wiege gelegt (Foto: N/A)

Es ist schwer zur Bar durchzudringen, um einen Cocktail zu bestellen. Nachdem wir uns durchgekämpft haben, wählen wir den cocktail del dia, heute ein Kasaka.

Und dann erleben wir die legendäre Maria Dolores in voller Aktion. Flink füllt die - mittlerweile betagte - Bardame zwei hohe Glasbehälter mit Eiswürfeln, gibt Fernet Branca, Cointreau und noch einige unbekannte Ingredienzen hinzu. Nun wird das Ganze in hohem Bogen über dem Kopf mehrmals von einem Behälter in den anderen geschüttet.

Das Cocktailmixen ist Dolores sozusagen in die Wiege gelegt worden und hat in ihrer Familie eine lange Tradition. Schon ihr Großvater - erzählt sie uns stolz, während sie blinzelnd die Flaschen für den nächsten Cocktail im Regal sucht - betrieb eine Bodega in Havanna. Ihr Vater kam dann später nach Spanien und eröffnete 1933 seine eigene Cocktailbar an der Rambla - das Boadas.

Ihn kann man auch heute noch auf Zeichnungen und Karikaturen verschiedener Künstler, an den Wänden der Bar, bei seiner Mixkunst bewundern. Auch Prominente wie Joan Miró oder Sophia Loren haben sich hier verewigt. Hauptsächlich verkehren im Boadas jedoch Stammgäste. Man kennt sich. Dolores hat - trotz des Andrangs - immer noch Zeit für einen kleinen Schwatz.

Da können wir der älteren Dame nebenan nur zustimmen, die uns aufklärt: "Das Boadas ist der angenehmste Ort in ganz Barcelona". Der Raum ist gut klimatisiert, die Cocktails sind so gut eingeschenkt, dass man Mühe hat, nichts von dem kostbaren Inhalt zu verplempern. Und um uns auch ganz gewiss für diesen Ort einzunehmen, bietet uns ein freundlicher Katalane einige seiner delikaten Tapas an.

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