Ausreißer auf großer Fahrt:Ohne Ticket an Bord

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Unglücklich über den Umzug seiner Familie versuchte ein Bub in den USA zunächst, mit dem Auto von Washington nach Texas zu fahren. Als das nicht klappte, nahm er ein Flugzeug.

Die Sehnsucht nach dem Opa in Texas war für einen neunjährigen Amerikaner so groß, dass ihn nichts von der weiten Reise abhalten konnte.

Unglücklich über den Umzug seiner Familie in den äußersten Nordwesten der USA versuchte es Semaj Booker zunächst mit dem Auto, wurde aber von der Polizei und einem Baum gestoppt.

Danach entschied sich der Viertklässler fürs Flugzeug und schaffte es immerhin bis San Antonio, 400 Kilometer von seinem Ziel Dallas entfernt.

Das Autofahren, so vermutet Mama Sakinah Booker, habe ihr Sohn von Videospielen auf der PlayStation gelernt. So zögerte Semaj nicht lange, als er am Sonntag ein vor dem Nachbarhaus abgestelltes Auto mit laufendem Motor sah. Jedoch wurde er bald von Polizisten entdeckt, die den jungen Automobilisten bei einer Geschwindigkeit von 145 Kilometern auf der Autobahn verfolgte.

Der Knabe nahm eine Ausfahrt, wurde aus der Kurve geschleudert und fuhr gegen einen Baum. Weil er sich weigerte auszusteigern, schlugen die Polizisten eine Scheibe ein, holten den Ausreißer heraus und brachten ihn zu Mutter und drei Brüdern nach Lakewood bei Tacoma zurück.

Am Tag darauf entschloss sich Semaj zu seiner Flugreise. Auf dem internationalen Flughafen Seattle-Tacoma meldete er sich an einem Ticket-Schalter der Gesellschaft Southwest Airlines, gab an, dass seine Mutter schon im Abflugbereich sei und verlangte eine Bordkarte. "Die Informationen des jungen Manns passten zu einer bezahlten Online-Reservierung für den Flug", erklärte die Gesellschaft. Er sei nicht als Kind geführt worden, weil er sein Alter mit zwölf Jahren angegeben habe.

Endstation im Jugendgefängnis

In Phoenix, Arizona, erwischte Semaj ein zweites Flugzeug, das ihn tatsächlich nach Texas brachte. Erst als er in San Antonio einen weiteren Anschlussflug nach Dallas erreichen wollte, war die Reise zu Ende. Der Junge habe nicht erklären können, warum er keine Bordkarte habe, sagte der Sprecher des Flughafens San Antonio, David Hebert.

Semaj wurde in ein Jugendgefängnis in San Antonio gebracht. Der für Lakewood zuständige Staatsanwalt schickte die gegen den Jungen nach dem Jugendstrafrecht erstellte Klageschrift wegen Autodiebstahls nach San Antonio. Aber der Polizist David Guttu sagte, wie es jetzt weitergehe mit dem Kind, wisse er auch nicht. Semaj habe unbedingt nach Texas gewollt. "Er wollte einfach nicht im Staat Washington leben."

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