Ausbau auf der Zugspitze:Garmisch im Höhenrausch

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Lifte, Schneekanonen und breite Abfahrten - für 50 Millionen Euro wird das Skigebiet an der Zugspitze modernisiert.

Manfred Hummel

Die Zugspitzbahn AG will gemeinsam mit der Marktgemeinde Garmisch-Partenkirchen in Bälde 50 Millionen Euro in den Ausbau ihrer Pisten und Bergbahnen stecken. Beflügelt hat diese Investitionsentscheidung die Senkung der Umsatzsteuer für Bergbahnen von 19 auf sieben Prozent - ein Aufbruchsignal für die ganze Branche.

Das macht den Weg frei für billigere Liftkarten. Die Betreiber der Bergbahnen haben versprochen, die Steuerermäßigung vor allem an Familien weiterzugeben. Zum anderen wollen sie kräftig in ihre teilweise museumsreifen Bahnen und in die Beschneiung der Pisten investieren, um der überlegenen Konkurrenz in Österreich, Italien, der Schweiz und Frankreich wenigstens etwas Paroli bieten zu können.

"Wir sind sehr froh über die Steuersenkung, sonst wären wir auf einem sinkenden Schiff geblieben", sagt Peter Huber, Vorstandsvorsitzender der Zugspitzbahn. Noch ein schlechter Winter - und es hätte wohl einige Regionen erwischt.

Nach fünf Jahren mit Verlusten hatte Bayerns Parade-Skiregion auf und neben Deutschlands höchstem Berg 2006 erstmals eine "rote Null" geschrieben.

Das soll jetzt alles anders werden. Die Aktiengesellschaft, zu hundert Prozent im Besitz der Marktgemeinde Garmisch-Partenkirchen, und die Kommune wollen ihre Skiregion für die Zukunft präparieren, sagt der Garmischer Bürgermeister Thomas Schmid (CSB), "denn der Gast erwartet jedes Jahr etwas Neues".

So werden im Hinblick auf die Ski-Weltmeisterschaft 2011 und möglicherweise die olympischen Winterspiele 2018 die Rennstrecken im "Classic"-Skigebiet für rund 25 Millionen Euro ausgebaut. Alle Abfahrten unterhalb der Baumgrenze werden dann beschneit und bis ins Tal befahrbar sein.

"Wir sind der Standort, wo sich das in Anbetracht des Klimawandels am meisten rentiert", argumentiert der Bürgermeister.

Die Abfahrten Dreh und Horn am Hausberg erhalten eine neue Beschneiung, gespeist aus einem bereits angelegten Speichersee. Für das Classic-Gebiet und die Zugspitze bietet die Bahn für 36 beziehungsweise 42 Euro ein Spezialticket von München aus an, das neben einem Frühstück im Zug auch den Skipass enthält.

Der Bahnsteig am Hausberg wird ausgebaut, sodass der Skifahrer bequem bis vor die Talstation gelangt. Eine Verbreiterung der klassischen Kandahar-Abfahrt im Kreuzeck-Gebiet, insbesondere die enge FIS-Schneise, soll das Vergnügen auch für weniger Geübte steigern.

Die Olympiaabfahrt nebenan wird ebenfalls mit Schneekanonen aufgerüstet. Ein neuer Vierer-Sessellift ersetzt die 30 Jahre alte Kreuzjochbahn, die - inzwischen mehrmals modernisiert - aus dem Jahr 1926 stammt und 1936 der Zubringer für die olympischen Spiele war. Die Bahn soll noch vor 2011 in Betrieb gehen.

Weitere 25 Millionen Euro fließen in den Ausbau des Zugspitzplatts. Huber und Schmid hoffen dafür ausnahmsweise eine Beschneiung bauen zu dürfen. Der Gesetzgeber erlaubt Schneekanonen nur bis zur Baumgrenze, habe aber, so Huber, nicht an die Zugspitze gedacht.

Bei über 2000 Meter sei man jenseits des schützenswerten Latschenbereichs. Die Garmischer wollen das Schmelzwasser des Gletschers auffangen und als Schnee wieder verblasen. Der Schlepplift am Wetterwandeck soll einer Sechser-Sesselbahn weichen.

© SZ vom 05.12.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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