Amsterdam:Schwere Last für das Image

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Beim Koffer-Ranking wird die Fluglinie KLM die rote Laterne nicht los: Die meisten Gepäckstücke gingen wieder in Amsterdam verloren.

Siggi Weidemann

Vielen Flugreisenden ist es schon passiert: Man steht als Letzter am Gepäckband und hofft, dass der Koffer noch auftauchen wird. Die Wahrscheinlichkeit, dass diese Hoffnung enttäuscht wird, ist nirgends in Europa so groß wie bei der Luftfahrtgesellschaft KLM. Das meldet die Association of European Airlines (AEA), die erneut alle europäischen Fluglinien auf ihre Zuverlässigkeit beim Gepäcktransport untersuchte.

Demnach verschwanden bei dem niederländischen Carrier im zweiten Quartal dieses Jahres 17,3 von tausend Gepäckstücken. An zweiter Stelle steht British Airways mit 15,6 vermissten Koffern. Rund zwölf von tausend Koffern gehen bei Europas Luftfahrtunternehmen im Schnitt verloren. Am besten schneidet Turkish Airlines ab, dort sind es nur 4,1 Gepäckstücke.

500 Millionen Euro investiert

Bei KLM ist das Problem seit langem bekannt, seit Jahren beklagen sich Passagiere, dass ihre Koffer unpünktlich oder gar nicht ankommen. Auch im vergangenen Jahr hatte die Gesellschaft unter den europäischen Airlines am schlechtesten abgeschnitten. "Der Schaden an unserem Ruf ist groß", sagte damals KLM-Chef Leo van Wijk. Auch wegen des Gepäckdebakels hatte im Dezember 2004 die Managerin des Amsterdamer Flughafens Schiphol plötzlich ihren Dienst quittiert. Rund 500 Millionen Euro hat Schiphol in den vergangenen Jahren in sein Gepäcksystem investiert - jedoch ohne dass KLM die rote Laterne los wurde.

KLM-Sprecher Hugo Baas spricht nach dem jüngsten Koffer-Ranking von "unechten Zahlen", weil die konkurrierenden Fluglinien einen großen einheimischen Markt bedienen und viele Passagiere ohne aufgegebenes Gepäck reisen würden, während KLM zu 80 Prozent Transferreisende habe, und da müssten eben immer Koffer umgeladen werden. So könne es passieren, dass bei der Menge von 120000 Gepäckstücken, die täglich auf Schiphol verarbeitet werden, schon mal das eine oder andere verloren gehe. Solange AEA sein Bewertungssystem nicht ändere, glaubt Baas, "werden wir immer die Letzten sein".

Ein Trost: Rund 80 Prozent aller vermissten Gepäckstücke tauchen wieder auf und werden innerhalb von 24 Stunden zugestellt.

(SZ vom 11.8.2005)

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