Zwischenfall am Tempelberg:Israels Polizei in Al-Aksa- Moschee

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Israelische Einsatzkräfte verfolgen protestierende Palästinenser, die sich in dem muslimischen Heiligtum verschanzten.

Weil ultranationalistische Juden auf dem Tempelberg beten wollten, ist es am Sonntag zu gewalttätigen Auseinandersetzungen in Ost-Jerusalem gekommen. Die israelische Polizei rückte dabei in die Al-Aksa-Moschee vor, das dritthöchste islamische Heiligtum nach Mekka und Medina. Das tut sie sonst nur sehr selten. Mindestens sechs Palästinenser wurden festgenommen. In einer Polizeimitteilung hieß es, zur Vermeidung einer Eskalation seien Beamte "einige Meter weit" in die Moschee eingedrungen. Sie hätten die "Ordnung wiederhergestellt".

Man habe eine Warnung erhalten, dass sich maskierte arabische Jugendliche mit Steinen und Brandsätzen in der Moschee verschanzt hätten, sagte ein Polizeisprecher. Diese hätten vorgehabt, Besucher anzugreifen, die anlässlich des jüdischen Gedenktags der Zerstörung des antiken Tempels beten wollten. Die "maskierten Randalierer" seien in die Moschee "geflüchtet" und hätten die Einsatzkräfte von dort aus mit Steinen und Böllern beworfen. Mehrere Polizisten seien verletzt worden. Von der Polizei verbreitete Fotos zeigten abgerissene Holztüren, zerrissene Teppiche und am Boden verstreute Steine. In Gassen der Altstadt um die Moschee gingen die Ausschreitungen nach Polizeiangaben weiter. Palästinenser warfen Steine und Flaschen und verletzten Polizisten. Die Polizei feuerte Schockgranaten ab.

Tausende Juden hatten in der Nacht zum Sonntag den traditionellen Fasten- und Trauertag Tisha Be'av begangen, mit dem der Zerstörung der beiden Jerusalemer Tempel in den Jahren 600 vor Christus und 70 nach Christus gedacht wird. Von den Tempeln, die sich auf dem Felsplateau - dem höchsten Heiligtum des Judentums - befinden, ist nur noch die Westmauer, die sogenannte Klagemauer, übrig.

Jüdische Ultrareligiöse versuchten, auch auf dem Felsplateau um die Al-Aksa-Moschee zu beten. Ähnliche Versuche hatte es in den vergangenen Monaten wiederholt gegeben. Nach der derzeit gültigen Regelung dürfen Juden und andere Nicht-Muslime den Hügel zwar besuchen, nicht aber dort beten. Grund dafür ist die Furcht vor religiösen Auseinandersetzungen.

Nationalistische Juden versuchen immer wieder, das Verbot zu durchbrechen. In den vergangenen Monaten kam es deshalb zu Auseinandersetzungen zwischen israelischer Polizei und protestierenden Palästinensern.

Israelische Sicherheitskräfte in der Al-Aksa-Moschee. (Foto: Israeli Police/dpa)
© SZ vom 27.07.2015 / AP, AFP - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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