Zentralratsvorsitzender:Paul Spiegel ist tot

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Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland ist gestorben. Er erlag am Sonntagmorgen in Düsseldorf einer langen, schweren Krankheit.

Spiegel wurde 68 Jahre alt. Er kam am 31. Dezember 1937 im westfälischen Warendorf zu Welt. Während der NS-Diktatur floh er nach Brüssel, einige Familienangehörige wurden ermordet.

Nach dem Krieg wirkte Spiegel als Journalist und Unternehmer. Das Amt des Präsidenten des Zentralrats der Juden übernahm er nach dem Tod von Ignatz Bubis im Jahr 1999. Spiegel wurde oberster Repräsentant von mehr als 100 000 Juden in Deutschland.

Spiegel hatte Anfang Februar einen Herzinfarkt erlitten und sich zudem eine Lungenentzündung zugezogen. Die Ärzte hatten ihn darauf in ein künstliches Koma versetzt.

Außerdem wurde eine Vorstufe von Leukämie festgestellt. Mitte April hatte es zunächst geheißen, Spiegel sei wieder auf dem Weg der Besserung.

"Großer Brückenbauer"

Spiegels Aufgaben werden wie bereits während seiner Krankheit von seinen Stellvertretern Charlotte Knobloch und Salomon Korn übernommen. "Nicht nur die jüdische Gemeinschaft wird um ihn trauern", sagte Knobloch bei Gedenkfeiern zum 61. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Dachau.

Der Generalsekretär des Zentralrats, Stephan Kramer, bezeichnete den Tod von Paul Spiegel als einen "schwerwiegenden und kaum zu beschreibenden Verlust" für Juden und Nicht-Juden in Deutschland.

"Wir verlieren einen bedeutenden Juden und Europäer. Paul Spiegel war ein großer Brückenbauer", sagte Kramer. Er habe Vertrauen genossen, "weit über alle Konfessionsgrenzen hinaus und in allen gesellschaftlichen Gruppen".

Spiegel konnte sich im Januar 2003 über den Abschluss des ersten Staatsvertrages zwischen Zentralrat und Bundesregierung freuen. Ein weiterer Höhepunkt seiner Amtszeit: Mosche Katsav besuchte als erster israelischer Staatspräsident eine Synagogen-Eröffnung auf deutschem Boden.

Spiegel wird voraussichtlich am Mittwoch in Düsseldorf beigesetzt. Neben seiner Ehefrau Gisèle Spatz hinterlässt er zwei Töchter.

© sueddeutsche.de/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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