WTO:USA blockieren Beitritt Russlands

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Russland und die USA haben sich nicht über die Bedingungen über einen russischen Beitritt zur Welthandelsorganisation einigen können. In anderen Bereichen beschlossen Bush und Putin hingegen enge Zusammenarbeit.

Überschattet von einer Eskalation der Gewalt im Nahen Osten hat das Gipfeltreffen der sieben führenden Industrienationen und Russlands (G8) am Samstagabend im russischen St. Petersburg begonnen.

Die Präsidenten Russlands und der USA haben bei ihrem Treffen unmittelbar vor dem G8-Gipfel in St. Petersburg die Klärung wesentlicher Streitfragen verpasst. US-Präsident George W. Bush und sein russischer Kollege Wladimir Putin verschoben die fast schon verkündete Einigung über den Beitritt Russlands zur Welthandelsorganisation WTO.

Angesichts der eskalierenden Gewalt im Nahen Osten setzten beide unterschiedliche Akzente. Bush machte eindeutig die extremistischen Gruppen Hamas und Hisbollah für den Ausbruch der Kämpfe verantwortlich. Syrien solle auf sie einwirken, forderte er.

Auch Putin äußerte Verständnis für die Sorgen Israels. Entführungen und Raketenangriffe seien unannehmbar. An die Adresse Israels sagte er jedoch, die Gegengewalt müsse angemessen sein. "Auf alle Fälle muss das Blutvergießen so schnell wie möglich gestoppt werden", sagte Putin. Er hoffe auf eine gemeinsame Position mit den USA und den anderen G8-Mitgliedern, um auf den Konflikt einzuwirken.

Kühler Auftritt

Bei den Krisenherden Iran und Nordkorea sei man sich einig, dass die UN sich mit den Themen beschäftigen müsse, sagte Bush. Der US-Präsident und Putin betonten die Bedeutung guter Beziehungen zwischen beiden Ländern.

Obwohl sie auch von ihrer persönlichen Freundschaft sprachen, war bei dem gemeinsamen Presseauftritt eine deutliche Kühle spürbar. "Unsere Freundschaft hindert uns nicht daran, die Interessen unserer Länder zu vertreten", sagte Putin.

Als einziges Ergebnis des zweitägigen Treffens verkündete der Kreml-Chef eine intensivere Zusammenarbeit bei der zivilen Nutzung der Kernenergie. Beide Seiten wollten auch den Kampf gegen möglichen Nuklearterrorismus verstärken.

Bush lobte die Moskauer Vorschläge, wie der Iran mit russischer Hilfe die Kernenergie friedlich nutzen könne, ohne dass die Staatengemeinschaft eine nukleare Aufrüstung fürchten müsse. Putin äußerte Verständnis für den Wunsch der Iraner, an moderner Nukleartechnologie für friedliche Zwecke teilhaben zu wollen.

Bush zeigte sich beeindruckt von den Erläuterungen Putins über die russische Demokratie, die zum Beispiel das Problem der Landverteilung zu lösen habe. Niemand verlange von Russland "eine Demokratie im Stil der USA", sagte Bush.

Putin sei ein starker, gewählter Mann, den man nicht belehren müsse, wie sein Land zu regieren sei. Jede Gesellschaft müsse ihren eigenen Weg zur Demokratie finden, das zeige auch das Beispiel Irak. "Wir wollen keine Demokratie wie im Irak", konterte der Irakkriegs-Gegner Putin.

Am Vortag war Bush noch vor einem privaten Abendessen der Präsidentenpaare mit russischen Regierungsgegnern zusammengetroffen. Der US-Präsident zeigt sich danach beeindruckt von Engagement und Mut der Bürgerrechtler und betonte die universellen Werte der Demokratie.

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