Wochengrafik:Für Offenheit

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Zehntausende wollen am Samstag in Berlin für eine Gesellschaft ohne Rassismus und Ausgrenzung demonstrieren.

Von Veronika Wulf, Berlin

Ein breites Bündnis aus Organisationen, zivilgesellschaftlichen Initiativen und Prominenten hat zu einer Großdemonstration gegen Ausgrenzung und Rassismus an diesem Samstag in Berlin aufgerufen. 40 000 Teilnehmer sind bei der Polizei angemeldet, die Organisatoren gehen davon aus, dass es noch mehr werden können. (Die Grafik zeigt einige große Protestmärsche der jüngeren Geschichte).

Den Aufruf des Bündnisses "Unteilbar" zu einer offenen und freien Gesellschaft hatten bereits bis Mittwoch fast 9000 Organisationen und Einzelpersonen unterzeichnet. Zu den Unterstützern gehören der Satiriker Jan Böhmermann, der Schauspieler Benno Fürmann und die Band Die Ärzte sowie bundesweite Organisationen wie Amnesty International, der Paritätische Wohlfahrtsverband, der Zentralrat der Muslime und lokale Gruppen wie die Flüchtlingsräte mehrerer Bundesländer.

Auf einer Pressekonferenz des Bündnisses am Mittwoch in Berlin sprach die Sozialwissenschaftlerin Naika Foroutan von einem Klima der Menschenverachtung, das die rechtspopulistischen Parteien in Europa geschaffen haben. "Es geht nicht nur gegen Migranten und gegen den Islam, es geht gegen Europa als pluralen Raum", sagte sie. Benno Fürmann wiederum sagte, ihm gefalle der Gedanke "Wir sind mehr", dafür müsse man etwas tun. Unter dem Motto hatten im September bei einem Konzert in Chemnitz 65 000 Menschen gegen Aufmärsche Rechtsextremer protestiert.

Während Grüne, die Berliner SPD und auch der Linken-Parteivorstand zur Teilnahme an der Demonstration aufriefen, distanzierte sich die Linken-Fraktionsvorsitzende Sahra Wagenknecht von der Veranstaltung. Bei der Kundgebung am Samstag in Berlin werde "in der Tendenz" zu offenen Grenzen aufgerufen, sagte sie am Dienstagabend, das sei "weltfremd".

Dem entgegnete Theresa Hartmann, Pressesprecherin von "Unteilbar", auf Nachfrage der SZ: "Ich habe das Gefühl, dass Frau Wagenknecht den Aufruf nicht richtig gelesen hat." Dort heißt es: "Solidarität kennt keine Grenzen!" Das sei nicht im wörtlichen Sinne gemeint, sagt Hartmann. Zwar seien manche Bündnispartner der Meinung, dass man Landesgrenzen abschaffen sollte, das Bündnis als Ganzes stehe aber nicht dafür. Auch parteiintern erntete Wagenknecht Kritik. Mit ihrer Äußerung habe sie eine Grenze überschritten, sagte der außenpolitische Sprecher Stefan Liebich der taz. "Wir werden das auf Dauer nicht akzeptieren." Lob gab es dagegen von der AfD. Fraktionschef Alexander Gauland bezeichnete seine politische Kontrahentin als "Stimme der Vernunft".

Nicht nur in Berlin wird am Samstag demonstriert. Die Initiative 13-10 hat dazu aufgerufen, in ganz Europa gegen Nationalismus und für ein vereintes Europa auf die Straßen zu gehen. Mehr als 50 Demonstrationen sind angekündigt; von Weißrussland bis Portugal, von Schweden bis Sizilien und Zypern.

© SZ vom 13.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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