Wochengrafik:Ein Zeichen für die Versöhnung

Seit 1948 wird der Titel "Gerechter unter den Völkern" an Personen verliehen, die in der NS-Zeit Juden vor der Ermordung schützten.

Lothar Kreyssig hat sich mit dem NS-Staat angelegt - und sich aktiv für den Schutz von Juden eingesetzt. Dafür erhalten er und seine Ehefrau Johanna nun posthum die Auszeichnung "Gerechte unter den Völkern". Kreyssig, geboren 1898 in Flöha, war zunächst ein eher nationalistisch eingestellter Jurist aus Sachsen, engagierte sich aber bald nach der Machtübernahme der NSDAP für die Bekennende Kirche.

Als Kreyssig 1940 durch seine Tätigkeit als Vormundschaftsrichter auf die planmäßige Ermordung an Patienten von Heil- und Pflegeanstalten aufmerksam wird, weigerte er sich, die Rechtmäßigkeit der Mordaktion anzuerkennen. Er untersagte den Anstaltsleitungen seines Amtsbereichs, Patienten auszuliefern, und erstattete Anzeige wegen Mordes gegen den Reichsleiter Philipp Bouhler. Er blieb der einzige deutsche Richter, der gegen die Euthanasiemorde protestierte. Im Sommer 1942 wird er in den Ruhestand versetzt und widmet sich der Landwirtschaft auf einem Hof in Hohenferchesar (Brandenburg). Dort versteckt er auch zwei Jüdinnen, unter ihnen Gertrud Prochownik.

Für deren Rettung nehmen nun seine Angehörigen die Auszeichnung der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem entgegen. Nach dem Krieg war Kreyssig maßgeblich an der Gründung der Aktion Sühnezeichen Friedensdienste beteiligt. Die Idee: Durch praktische Arbeit sollten junge Menschen in den ehemaligen besetzten Ländern und in Israel ein Zeichen der Versöhnung setzen.

© SZ vom 27.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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