Wissenschaft:"Rekordbrechende Wetter-Extreme"

Lesezeit: 2 min

Ein Expertenbericht von mehreren US-Behörden widerspricht der Klimapolitik von Präsident Donald Trump.

Von Sacha Batthyany, Washington

Donald Trumps Klimapolitik bestand in seinem ersten Jahr als Präsident im Wesentlichen darin, sämtliche Pläne zur Reduktion der CO₂-Emissionen seines Vorgängers Barack Obama rückgängig zu machen. Erst hob er per Dekret den sogenannten Clean Power Plan auf. Im August verkündete er dann den Ausstieg der USA aus dem Pariser Klimaabkommen mit den Worten, er wolle die Umwelt zwar schützen, doch der Schutz amerikanischer Arbeitsplätze sei wichtiger.

Dass Trumps klimapolitische Entscheidungen verheerend sind, zeigt selbst der neue 2000-seitige US-Klimaschutzbericht, der in weiten Teilen der Position der eigenen Regierung widerspricht. Anders als Trump behauptet, sei die globale Erderwärmung von Menschenhand verursacht und auf den Ausstoß von Treibhausgasen zurückzuführen, heißt es in dem offiziellen Bericht, der wenige Tage vor der Bonner Klimakonferenz veröffentlicht wurde.

Die Experten von 13 US-Behörden warnen etwa vor einem möglichen Meeresanstieg um bis zu 2,4 Meter bis zum Jahr 2100. Die vergangenen 115 Jahre seien die wärmste Periode in der Geschichte der modernen Zivilisation. Die "rekordbrechenden Wetter-Extreme" würden mit dem sich verändernden Klima zusammenhängen. In den USA sei jeder Landesteil betroffen: der Westen erlebe extreme Hitze und Waldbrände, der Südosten größere Dürre, der mittlere Westen häufigere Überschwemmungen, Küstenstädte müssten mit Überflutungen rechnen. Gewarnt wird außerdem vor "radikalen Veränderungen im Klimasystem", welche die Wissenschaftler heute noch nicht vorhersehen könnten.

Laut den Autoren hat das Weiße Haus die Veröffentlichung des Klimaberichts nicht zu blockieren versucht und auch keine Änderungen an den Schlussfolgerungen verlangt. Allerdings wurde die Bedeutung des Berichts heruntergespielt. "Das Klima hat sich geändert und ändert sich stets", hieß es in einer Erklärung. Bereits im Wahlkampf sprach Donald Trump davon, Barack Obama würde einen "Krieg gegen die Kohle" führen. Obamas Pläne sahen vor, den CO₂-Ausstoß von Kohlekraftwerken zu reduzieren und die Methangasemission in der Erdöl- und Gasgewinnung zu begrenzen. Er wollte außerdem Kraftwerke, welche die neuen Richtlinien nicht einhalten, schließen lassen und sie stattdessen großflächig durch Wind- und Solarenergie ersetzen. Als Trump die Wahl gewann, stellte er mit Scott Pruitt einen bekennenden Klimawandelskeptiker an die Spitze der amerikanischen Umweltbehörde EPA und kürzte dessen Etat gleich um 30 Prozent. In der Folge mussten in den USA Dutzende Umwelt-Programme gestoppt werden, auch die Mittel für Forschung wurden reduziert. Der amerikanische Präsident machte Obamas Pläne auch per Dekret zunichte. Pruitt verkündete Anfang Oktober den angeblichen "Krieg gegen die Kohle" feierlich für beendet. Das Kohleland Amerika, so hieß es aus dem Weißen Haus, würde wieder auferstehen. Doch die Zahlen zeigen ein anderes Bild. Die Kohleindustrie befindet sich im Niedergang, das hat mit Obama nichts zu tun. Die Automatisierung in der Kohleförderung hat Tausende Jobs gekostet und ist nicht mehr rückgängig zu machen, vor allem aber ist die Nachfrage nach Kohle geschrumpft, weil Erdgas billiger wurde. Der Kohleverbrauch in den USA ist mit rund 739 Millionen Tonnen auf dem niedrigsten Stand seit fast vier Jahrzehnten. Die USA ist neben Syrien das einzige Land, welches das Pariser Klimaabkommen nicht unterstützt. Ein Austritt ist aber erst in drei Jahren möglich, was bedeutet, dass die US-Delegation auch in Bonn mit am Verhandlungstisch sitzt, aber isoliert sein wird; das hat den Vorteil, dass sie mögliche neue Vereinbarungen wohl nicht verhindern wird.

© SZ vom 06.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: