Wirbel um Unicef Deutschland:Neue Prüfung, neue Vorwürfe

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Der Vorstand von Unicef Deutschland hat seinen Geschäftsführer Dietrich Garlichs gegen Verschwendungsvorwürfe in Schutz genommen. Derweil werden neue Vorwürfe laut.

"Der Vorstand spricht dem Geschäftsführer das Vertrauen aus", teilte der von Heide Simonis geführte Vorstand am Samstag nach einer Krisensitzung in Köln mit. "Der Vorstand hat nach der heutigen Sitzung keine Hinweise darauf, dass es zu Unregelmäßigkeiten gekommen ist."

Dennoch soll ein unabhängiger Wirtschaftsprüfer die Vorwürfe noch einmal untersuchen. Ein Ergebnis soll bis Januar vorliegen und dann veröffentlicht werden. Zudem sei mit sofortiger Wirkung ein Wirtschafts- und Investitionsausschuss aus Mitgliedern des Vorstandes, des Beirates der ehrenamtlichen Arbeitsgruppen sowie der Geschäftsführung eingesetzt worden, der alle Verträge überprüfen soll.

Laut Medienberichten soll Garlichs über Jahre hinweg am Vorstand des Kinderhilfswerks vorbei üppige Beraterverträge vergeben und einen millionenteuren Umbau der Kölner Zentrale veranlasst haben. Er bestreitet dies jedoch. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen des Anfangsverdachts der Untreue.

Simonis hatte den Geschäftsführer aufgefordert, sein Amt bis zur Klärung sämtlicher Vorwürfe ruhen zu lassen.

Das Vermächtnis des toten Mäzens

Unterdessen meldete Focus, dass sich Unicef Deutschland in einem Vertrag verpflichtet hatte, einen Berater einzustellen, der seine Arbeit gar nicht antreten konnte. Vertraglich sei ein Entgelt von mindestens 12.500 Euro für den Mann vereinbart worden, hieß es.

Den Angaben zufolge hatte der im Januar 2002 verstorbene Mäzen Gustav Rau Unicef seine auf 500 Millionen Euro geschätzte Kunstsammlung vermacht. Unicef-Deutschland-Geschäftsführer Dietrich Garlichs unterschrieb 1999 den Schenkungsvertrag. Dieser verpflichtet Unicef dem Nachrichtenmagazin zufolge, den Privatsekretär Raus "bis zur Vollendung des 65. Lebensjahres" anzustellen.

Die Kunstwerke, die der Sekretär verwalten soll, stehen allerdings seit Raus Tod unter Zwangsverwaltung. Es ist noch immer nicht geklärt, ob Rau damals geschäftstüchtig war, hieß es. Unicef wollte sich dem Bericht zufolge zu dem Beratervertrag nicht äußern.

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